Ansprache von Igor Ivanovich Strelkov, 11. September 2014
Aus dem russischem ins englische übersetzt von Gleb Bazov
Aus dem englischen ins deutsche übersetzt von @OggJason
Es ist einen Monat her seit ich von meiner Position als Verteidigungsminister der Volksrepublik Donezk („DPR“) und als Oberbefehlshaber der Miliz zurücktreten musste. Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Entscheidung leicht fiel, noch waren die Umstände als es passierte einfach. Donezk und die gesamte Gruppierung der DPR-Streitkräfte waren in einer operativen Einkesselung, während sie mit großer Mühe die endlosen Angriffe der Strafexpedition abwehrten, die aus allen Richtungen kamen.
Nur einige wenige in der Führung der Republik wussten, dass innerhalb der nächsten paar Tage erhebliche Änderungen eintreten würde und dass dem Feind eine entscheidende Niederlage zugefügt würde. Ich war einer dieser wenigen, aber ich konnte gegenüber meinen Untergebenen nicht mal eine Andeutung machen, dass bald wir in die Offensive sind und beginnen würden die vom Feind besetzten Positionen zurückzuerobern. Es war noch schwieriger zu erkennen, dass die Befreiung der verlassenen Städte und Siedlungen der Region Donbass (aufgegeben gemäß meinen persönlichen Befehlen) von jemand anderem als mir geführt werden müsste. Vom moralischen Standpunkt war es schwer, meine Kameraden aufzugen, sozusagen sie in den „frühen Morgenstunden vor dem Sonnenaufgang“ zu verlassen, als der Tod von unserer gemeinsamen Sache für viele unabwendbar zu sein schien.
Ich werde nicht weiter auf die Umstände eingehen, die mich zum Rücktritt gezwungen haben. Ich will nur sagen, dass meine Entscheidung sich später selbst gerechtfertigt hat und am Vorabend der Offensive es erlaubte die Führung der Streitkräfte des DPR in einer Hand zu vereinen und viele der Konflikte zu vermeiden, die, ähnlich wie Lepra, an der Republik fraßen. Und ebenfalls um eine zuverlässige Versorgung von allem Notwendigen an unsere Einheiten und Verbände zu gewährleisten.
Am Abgrund des Sieges und am Rande der Niederlage
Während der vergangenen Wochen hatte sich die Situation an der Front in Neurussland grundlegend verändert. In den meisten Bereichen wurden die Strafbataillone zurückgeschlagen und ihnen enorme Verlusten beigebracht, sie wurden in die Defensive getrieben. Die Voraussetzungen für die vollständige Befreiung des Donbass von den Strafbataillonen und den Einheiten der Kiew Obrigkeit waren gelegt. Zähnefletschend begann sich der Feind unter den Schlägen der DPR-Armee in den Westen zurückzuziehen und Panik hatte der Streitkräfte und ihrer Führung bemächtigt.
Aber was geschah dann? Direkt vor unseren Augen mischten sich die Kräfte ein, die einmal den russischen Frühling beinahe zerstört hatten und danach nie aufgehört ihre Versuche aufgegeben hatten, die Volksbefreiungs-Bewegung des russischen Volkes in Neurussland zu beseitigen. Es gibt keine Niedertracht, die diesen Kräften fremd ist, die sich wiederholt in der modernen Geschichte unseres Vaterlandes in den übelsten Formen manifestiert haben. Es waren diese Kräfte, gelenkt aus dem Ausland, die eine entscheidende Rolle bei der Zerstörung der UdSSR im Jahre 1991 spielten und danach in den 90er Jahren offen die Völker Russlands missbraucht haben, dabei organisierten sie eine Orgie der Plünderung des enormen sowjetischen wirtschaftlichen und kulturellen Erbes. Sie inszenierten liberale Experimente monströs in ihren Auswirkungen in die Überresten unseres Vaterlands, ohne jede Rücksicht auf die Folgen für das Land, die sie mit verächtlichen Beinamen bezeichnen und bis setzen den Verhöhnung bis heute fort.
Russland erhebt sich von den Knien
Dieses Bacchanal des Zusammenbruchs war begleitet von blutigen Kriegen, die sie provoziert haben, begleitet von einer wilden Orgie ausufernder Kriminalität, von Unmoral, von Propaganda, den abscheulichsten Lastern, die man sich vorstellen kann, von der Zerstörung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und der nationalen Souveränität. Auch nach dem Scheitern der Versuche Russland der letzten Schlag zu verstzen in den frühen 2000er Jahren, verschwanden diese Kräfte nicht. Sie setzen weiter heimlich ihr Zerstörungswerk fort in der Hoffnung, dass ihre Stunde wieder kommen würde und dass sie mit der Zeit beenden könnten was sie begonnen hatten.
Allerdings kroch die Dämmerung des russischen Frühlings über den Horizont und unser Land begann nicht mit Worten, sondern in der Realität sich von den Knien zu erheben. Aber sobald Russland versuchte, die Ergebnisse der Kapitulation Gorbatschows zu überdenken und die Rechte und die Gebiete wiederzuerlangen, die seit alten Zeiten ihm gehörten – um echte Unabhängigkeit zu erreichen – da mobilisierte die fünfte Kolonne alle Kräfte die ihr zur Verfügung standen. Die Rückkehr der Krim an Russland schockierte sie und der Aufstand in Neurussland rief echte Panik hervor und zwang sie wieder einmal ihr wahres zu Gesicht zeigen.
Das Netz der zahlreichen Agenten, die sich seit vielen Jahren erfolgreich im Schafpelz als „Patrioten“ und „Statisten“ maskierten und unter diesem Deckmantel die höchsten Ränge der Macht infiltrierten und sogar die Umgebung des russischen Präsidenten, wurde alarmiert und in die Schlacht geworfen. Obwohl sie in Wirklichkeit gegen die Interessen des Landes und seiner Menschen handeln, so versicherten diese Verräter dennoch weiterhin schamlos, dass sie die „Freunde“ des Präsident sind und stellen ihre offen subversiven Aktivitäten und Sabotagen so dar, als wären es die einzig wahren Maßnahmen zur Stärkung der russischen Souveränität. Man fragt sich, woher nehmen sie diese Arroganz und das Vertrauen in ihre eigene Unverwundbarkeit? Die Erklärung ist sehr einfach: alles das, was von den Vertretern der fünften Kolonne geschätzt wird (mit anderen Worten, Geld und andere materielle Ressourcen, als auch Familien und Nachkommen) wurde schon vor langer Zeit ins Ausland gebracht und seine Erhaltung hängt vollständig ab von der Gnade der ausländischen Eigentümer.
Die Miliz als Garant für Neurusslands Freiheit
Während der fünf Monate des Kampfes fühlte das russische Volk von Neurussland selbst das volle Maß der Auswirkungen der „Früchte“ dieser Arten von subversiven Aktivitäten. Zu der Zeit, als russische Militärhilfe entscheidend war für die praktisch unbewaffneten Milizionäre, und als diese Hilfe fast ohne Blutvergießen zur Befreiung aller russisch sprechenden Regionen hätte führen können, die einflussreichen Agenten heulten unisono über die Unmöglichkeit und die Unzulässigkeit der direkten Militärhilfe für die Rebellion. Während die Strafbataillone Menschen bei lebendigen Leib in Odessa verbrannten, Slawjansk mit schweren Artillerie bombardierten und eiligst eine kampftaugliche Armee aufbauten, ihre Komplizen, die die außenpolitische Führung von Russland durchsetzt hatten, sabotierten nicht nur jegliche militärische und politische Unterstützung der Miliz, sondern haben auch in vollständiger Übereinkunft mit Poroschenko, Turchinov, Achmetow, Taruta und anderen Vertretern der ukrainischen Oligarchie daran gearbeitet, die Reihen der Miliz-Führung zu entzweien um zu verhindern, dass ein einheitliches Kommando gebildet wird und versuchten durch gemeinsame Anstrengungen den russischen Präsidenten in die von ihnen ausgelegten Fallen zu locken.
Die Beharrlichkeit und die Selbstlosigkeit des die Milizionäre ließ nicht zu, dass die Strafexpedition den Aufstand unterdrückte, bevor die echte Hilfe aus Russland schließlich ihren Adressaten erreichte. Die Miliz begann ihre Offensive. Allerdings zeigten sich auch hier die Verräter in vollem Umfang. Für die Straf-Armee war das, am Abgrund der totalen Niederlage, die sofort entgegen gestreckte „helfende Hand“ in Form der Vereinbarung eines Waffenstillstands, die versuchte, im Laufe der Verhandlungen, die Herausgabe buchstäblich aller Errungenschaften derer, die sich erhoben hatten, sie auf Gedeih und Verderb der Kiewer Junta zu übergeben. Es ist einfach unmöglich, schmachvollere Vertragsbedingungen vorzuschlagen, als die, die derzeit in Minsk diskutiert werden.
Und in der Zwischenzeit ist Kiew dabei hastig die Armee aufzufüllen, aufzurüsten und zu trainieren, in Vorbereitung auf eine Fortsetzung des Völkermords am russischen Volk von Neurussland. Als Ergebnis haben wir daher jetzt die absolut gleiche Situation wie am Anfang unserer Bewegung, außer, dass wir uns in einer schwierigeren Ausgangsposition befinden. Während im April, Mai Kiew weder eine kampftaugliche Armee noch die Unterstützung der Bevölkerung hatte, sind nun die Straftruppen mobilisiert und wurden bis an die Zähne bewaffnet und die Bevölkerung von Ukraine, ausgesetzt dem massiven Einfluss der Propaganda, die Techniken der Neuro-Linguistische Programmierung ausgiebig nutzend, wurde zu einem großen Teil zombiefiziert und einer Gehirnwäsche unterzogen und kann nicht mehr die Wahrheit von der Lüge unterscheiden.
Wähle Schande statt Krieg, dann folgt der Krieg
Während derselben Monate wurden mehrere Runden von Sanktionen gegen Russland aufgelegt und die halb vergessenen Ansprüche bezüglich Abchasien und Südossetien haben bereits wieder begonnen aus den Mündern von hochrangigen Militärs und Diplomaten der westlichen Länder zu tönen; unverhohlene Drohungen wurden auch schon vorgebracht von den islamistischen Milizen, die von den Vereinigten Staaten kontrolliert werden. Sie bereiten sich darauf vor, Russland für eine lange Zeit und ernsthaft zu bekämpfen. Der Westen und die fünfte Kolonne machen praktisch keinen Hehl aus ihren Plänen zum Sturz von Präsident Putin um anschließend ganz Russland zu zerlegen. Ihre einflussreichen Agenten verwenden alle zu Verfügung stehenden Mittel, um der Führung des Landes zu überzeugen, dass Versöhnung nicht nur möglich, sondern auch absolut notwendig ist. Die Tatsache, dass nichts anderes als Russlands vollständige Kapitulation seine Feinde beschwichtigen wird, wird sorgfältig vor der Öffentlichkeit verborgen und möglicherweise sogar vor dem Präsidenten.
Infolgedessen wurden die außergewöhnlich günstigen Bedingungen, die im Frühjahr in Russland vorhanden waren, nicht wahrgenommen, sondern im Gegenteil stehen wir jetzt vor einer ständig wachsenden militärischen Bedrohung. Die Verantwortung der fünften Kolonne für dieses Ergebnis ist nicht zu leugnen.
Wie kann es sein, dass unsere Liberalen das so unerbittlich und vielleicht sogar selbstmörderisch gegen den Präsidenten und seinen politischen Weg ausgespielt haben? Was ist es, dass sie so mutig gemacht hat, dass sie offen ihn und seine Politik herausfordern? Meiner Meinung nach gibt es hier zwei Hauptfaktoren und die erste ist, dass es für die fünfte Kolonne keinen anderen Weg gibt als Meuterei (noch verborgen, aber nur vorläufig). Die „Revolution von oben“, die von Wladimir Wladimirowitsch Putin begonnen wurde, lässt ihnen keine politische Überlebenschance, solange ihre ausländischen Eigentümer ihnen nicht erlauben einfach das Land zu verlassen für ihre überseeischen Besitzungen, die sie sich mit ihrer „Knochenarbeit“ verdient haben.
Der zweite Faktor ist sogar noch deutlicher. Mit einer starken Präsenz in der Führung und erheblichen finanzielle Mitteln, die Verräter erwarten, selber die Macht an sich zu reißen, und mit Genuss – eine neue Stufe der Ausplünderung der Reste des einst großen Landes zu starten und eine „Nutzung“ der Völker die es bewohnen. Aber um ihre Pläne zu verwirklichen, ist es für sie notwendig noch viele weitere vorläufige Maßnahmen umzusetzen. Als allererstes müssen sie Präsident Putin der unglaublich breiten Zustimmung der Bevölkerung berauben, die er verdientermaßen erhält, resultierend aus seinen ausländischen und inländischen Tätigkeiten in den letzten Jahren. Und was kann vorteilhafter in diesem Zusammenhang sein, als den Verrat des russischen Volkes von Neurussland, gefolgt davon, dem Präsidenten sämtliche Verantwortung hierfür zuzuschieben? Schließlich verstecken sich die Vertreter der fünften Kolonne in seinem Schatten, wie Hyänen, und vermeiden jegliche Öffentlichkeit.
Der Pfad, der bereits von den Feinden dargelegt wurde, erscheint uns kristallklar. Die maximale Verlängerung des Krieges, begleitet von so viel wie möglich Verlust an Lebens und Härten für die russische Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze, das ist ihre Aufgabe. Wenn der Miliz nicht einmal eine Chance gegeben wird zu gewinnen, so hoffen sie ein immer stärker blutenden Geschwür der Grenze Russlands zu erzeugen. In dieses wird Russland hineinfließen, seine Ressourcen, Tropfen für Tropfen. Und wo, aufgrund dieser „ein Schritt vorwärts, zwei zurück“ Politik, kein entscheidender Erfolg jemals erreicht wird. Zur gleichen Zeit wird der Russischen Föderation eine immer größere werdende Last aufgebürdet werden, in Form von erst Hunderttausenden und dann Millionen von Flüchtlingen, während die Sanktionen des Westens Stück für Stück die finanzielle- und wirtschaftliche Gesundheit des Landes untergraben, umso mehr, weil die hausgemachten Oligarchen versuchen werden, die Kosten der Sanktionen auf die allgemeine Bevölkerung zu verlagern.
Die Verräter hoffen letztendlich die Situation zum Abschluss des beschämendsten und demütigendsten Friedensvertrages zu bringen, begleitet von dem Verrat an der russischen Bevölkerung der Ukraine, um eine weitere Welle der Empörung in Russland selbst zu verursachen. Und dann, in voller Übereinstimmung mit den politischen Technologien, die bereits zum Beginn des 20. Jahrhunderts perfektioniert wurden, einen Moskau-Maidan herbeizuführen, wo sich rechts und links, Patrioten und Liberalen in vermeintlich berechtigter Empörung vereinen. Das bewährtes Szenario von 1905 und die 1917, das dem Schema schändlicher Niederlage – Wirtschaftskrise – Diskreditierung der Autoritäten – Volksaufstände – Palastrevolte folgt ist dann wieder in Aktion.
In diesem Kampf kann es keine Kompromisse geben
In diesem Zusammenhang sind die Verteidigung von Neurussland und die Unterstützung der Bevölkerung wichtig für die Erhaltung von Russland selbst und die Sprengung der fünften Kolonne. Wenn es uns gelingt dort einen Sieg zu sichern, so schützen wir Russland selbst. Wenn wir verlieren, verlieren wir dementsprechend die Reste unseres Vaterlandes. In diesem Kampf kann es keine Kompromisse geben und wer vom Gegenteil überzeugen will, der – bewußt oder unbewußt – Wasser auf die Mühlen des Feindes. Es ist alles oder nichts. Entweder Russland gewinnt seine wirkliche Souveränität in vollem Umfang zurück oder es wird durch die Koalition der externen und internen oligarchischen Clans zerstört werden.
Nachdem ich meine eigene Stellung im Kampf gegen die Pläne der subversive Kräfte eingeschätzt habe, möchte ich sagen, dass ich meine Wahl getroffen haben. Die Hauptfront des Kampfes für Russland ist derzeit hier. Ich hoffe, dass ich in Russland am meisten Gutes tun can. Zur gleichen Zeit will ich noch einmal betonen, dass diejenigen, die gehofft haben oder immer noch hoffen, mich oder meinen Namen für destruktive Zwecke zu verwenden, enttäuscht sein werden. Wie kritisch ich jedoch auch immer in Bezug auf die internen Politik des Präsidenten gewesen sein mag, unter dem Umstand, dass ein Krieg gegen uns geführt wird, halte ich es zweifellos wichtig, mich offen für ihn auszusprechen, als den einzigen legitimen Oberbefehlshaber und den wichtigsten Garant für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Landes. Meiner Meinung nach müssen wir um wirklich Neurussland zu schützen, das einem Nazi Völkermord ausgesetzt ist, müssen wir all die Gönner von Neurussland enthüllen und von der Macht entfernen, die uns an den Rand einer militärischen Niederlage gebracht haben.
Und an alle die, die fleißig begonnen haben, um das Bild des Colonel Strelkov, dem Anführer des Volksprotestes in den Massenmedien zu zeichnen, ich erkläre, dass sie keine Chance haben mich mit falschen Lob und Versprechungen zu bestechen. Das Wesen der Offizierspflicht ist es seinem Land und seinem Volk zu dienen. Es wäre die Höhe der Schande für mich, den häufig undankbaren aber treuen Dienst für falschen Ruhm und Popularität für die Feinde des Vaterlandes einzutauschen. Sie sollen verstehen, ein für allemal, dass es in Russland immer noch Menschen gibt (und ich bin nur einer unter vielen), die ihre Pflicht und Integrität höher stellen, als ihre eigenen Vorteile und Eitelkeit. Und, wie es die Ereignisse in Neurussland gezeigt haben, gibt es immer noch viele solche Menschen! Und wir werden nicht erlauben, dass Russland auseinander gerissen und wieder und wieder ruiniert wird in der Weise, in der das russische Reich 1917 zerstört wurde und die UdSSR im Jahre 1991.
11. September 2014
Игорь Иванович Стрелков / Igor Ivanovich Strelkov
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