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Danke, Djeki, tschüss!

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Einige Worte eines sagenhaften Kämpfers vor seiner Abreise

Danke, Djeki, tschüss!

von Marina Charkowa
übersetzt von MATUTINSGROUP

Novorosinform.org, 17. Juni 2016 – 13:15 Uhr, Donezk.-   Der serbische freiwillige Kämpfer der Volksmiliz Dejan Beric, Deckname „Keyboard“, kennt die Kampfhandlungen im Donbass und beteiligte sich gerne daran. Die Kinder des Donbass kennen ihn, denn er half ihnen mit Lebensmitteln und Geschenken als Teil des humanitären Auftrags. Den Erwachsenen ist er gut bekannt als eine Symbolfigur für Heldentum und für den Widerstandskampf.

Die Volksmiliz wertschätzt „Keyboard“ als zuverlässigen und ehrlichen Genossen sowie Kämpfer mit einer einzigartigen Erfahrung. Er nahm an den Kampfhandlungen an den gefährlichsten, namhaftesten und heissen Orten teil, beispielsweise an der Verteidigung von Sewastopol, Slawjansk, Marinowka und Saur-Mogila, Debalzewo, Flughafen Donezk, Marinka. Drei Verwundungen. Täglich Kampfeinsätze. Höchst komplexe Kampfaufgaben. Das wichtigste Ziel verfolgend.

„Keyboard“ ist ein Scharfschütze der Spezialeinheiten der Armee der Volksrepublik Donezk. Er arbeitete an der Identifizierung und Unterdrückung vom Positionieren von automatischen Schnellfeuerwaffen durch die ausländischen Söldner, welche die Städte und Ortschaften um Donezk als Testgebiet zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten benutzen.

Dejan: Der Krieg in Serbien kostete das Leben vieler meiner Freunde. Über 5000 Serben wurden in den 78 Tagen der NATO-Aggression umgebracht, darunter Zivilpersonen und Militärangehörige.

Krieg ist, wenn man gegen jemand kämpft. Wenn jedoch die Angreifer aus einer Höhe von 10 Meilen Bomben abwerfen, dann ist dies ein schlimmes Gemetzel. Unsere Stadt wurde in Staub in der Luft ausgelöscht, aus der Distanz heraus, gnadenlos und hinterrücks. Aber die serbische Armee war noch immer stark und bereit, ihre Heimat bis zum letzten Mann zu verteidigen.

Wir wurden jedoch betrogen. Milosevic unterzeichnete die Kapitulation, wo man bis zum Ende hätte kämpfen müssen. Ich dachte damals und denke jetzt, daß es besser gewesen wäre, wenn wir den Kampf geführt hätten, die Härten durchgestanden hätten, viele gefallen wären. Aber dann hätte ich diesen Krieg gewonnen. Und die übrige Bevölkerung hätte normal gelebt. Möglich, daß dies hart und erbittert klingt. Aber es ist wahr.

Marina Charkowa: So begann mein Interview mit dem legendären Kämpfer Dejan Beric im ersten Jahr des Donbasskriegs. Jetzt sind wir im 3. Jahr dieses Krieges, der „Minsker Frieden“ heißt und weiterhin Menschenleben der Zivilbevölkerung fordert, Brennpunkte schürt, umfassende Angriffe auf Städte und Ortschaften mit sich bringt. Die hohen Vertragsparteien diskutieren über eine Polizei-Mission und ihre Bewaffnung, Optionen für eine Aussöhnung, Suche nach Waffenstillstand, die Durchführung von Geschäften und Handelsaustausch. Die Methode einseitiger Zugeständnisse hat weiterhin Vorrang. Und das Schicksal des Donbass bleibt unverändert, standhaft zu bleiben und zu kämpfen, und zwar bis zum Tod zu kämpfen, um das bittere Schicksal des Besiegten abzuwenden.

Dabei halfen uns unsere Brüder aus ganz verschiedenen Ländern. Einige blieben allein zurück. Andere wurden aus verschiedenen Gründen zur Abreise gezwungen. Dieses Interview mit „Keyboard“ am Vorabend seiner Abreise aus dem Donbass hinterließ mir Frank.

„Ich bitte darum, daß Sie ohne Zensieren alles aufschreiben“, bat mich der Abschiednehmende. So kamen diese Zeilen dabei heraus.

Frage: Was führte zu Ihrer Entscheidung, den Donbass nach 2 Kriegsjahren zu verlassen?

Dejan: Ich muß abreisen, um mich zu erholen und mich wiederherzustellen. Ich bin manchmal verwundet oder eingequetscht worden. Ich flüchtete aber immer aus dem Krankenhaus, weil ich meine Genossen nicht allein lassen konnte. Ich dachte immer daran, wie sie wohl ohne mich den Kampf durchstehen würden. Und als dann alle sowohl persönlichn sowie auf meine Gesundheit bezogenen Gründe zusammenkamen, habe ich eingesehen, daß es an der Zeit ist, mir in neues Leben aufzubauen.

Frage: Schließen Sie eine Rückkehrmöglichkeit hierher aus?

Dejan: In Serbien gibt es so ein Sprichwort, dass man niemals nie sagen soll. Ich bin mir zu 99% sicher, daß ich in das zivile Leben zurückkehre. Und nur zu 1%, daß ich an die Front zurückkomme.

Frage: Aber wird der Krieg für uns bald enden?

Dejan: Nein, der Krieg wird eine lange Zeit dauern. Ich meine, daß ich hier genug geleistet habe. Ich hinterlasse eine Menge guter Kämpfer. Als ich noch gar nicht an Abreise dachte, wußte ich nicht, wieviel Hilfe ich hier habe.

Ich werde der Welt erzählen, was hier vor sich geht, wie die Ukrainer das eigene Volk ermorden, die Stadt mit Artillerie beschießen, einen Völkermord begehen. Und dies wird auch den Donbass unterstützen. Die Hilfe für den Donbass kann nicht nur militärisch sein.

Frage: Sie reisen ab. Und welche Pläne gibt es für den Aufbau einer Scharfschützenschule, um solche Einsätze zu trainieren?

Dejan: Die Veränderung ist bereits erfolgt. Die Zurückbleibenden unseres Regiments für Sondereinsätze werden weiterhin tätig sein. Wir haben gute Scharfschützen, die an die Front gegangen sind. Viele von ihnen habe ich persönlich ausgebildet. Ich machte dem Feind viel Ärger.

Jetzt jedoch werden die Ukrainer diese Probleme zehnmal stärker bekommen. Denn wir haben Scharfschützen ausgebildet, die wir im Regiment und in den anderen Einheiten für Einsätze haben. Wir haben auch selbst gelernt und uns verteidigt.

Bei den Streitkräften der Ukraine und in den faschistischen Söldnerbataillonen erscheinen auch viele Scharfschützen. Vor allem in den letzten Tagen sind viele dort eingetroffen. Eine ganze Menge von denen hockt jetzt einfach im Gewerbegebiet von Awdejewka.

Trotzdem wird es den Ukrainer viel schlechter ergehen. Auch wenn ich abreise, wird meine Arbeit dennoch von den anderen Scharfschützen übernommen. Ein perfekter Ersatz für mich wurde eingearbeitet.

Frage: Sind die Fähigkeiten der ukrainischen Scharfschützen jetzt besser als im 1. Kriegsjahr?

Antwort: Ja.

Frage: Weil die Ausbilder ausländische Militärberater sind?

Dejan: Ja. Aber andererseits ist der Kampf gegen sie jetzt einfach geworden, weil sie die NATO-Taktiken umsetzen. Wer die NATO-Schule hinter sich hat, geht im Kampf immer in der gleichen Weise vor. Ganz wie man es ihnen beigebracht hat, so spielen sie ihre Rolle ganz stereotyp.

Unsere Heckenschützengruppen gehen immer an den Brennpunkt, wenn der Gegner uns zu „jagen“ beginnt. Erst letztens schickten wir auch eine Gruppe dorthin, die die erste Hürde nahm, die es dort gab. Aber dann wurde auf uns mit Artillerie gefeuert. Als dies etwas nachließ, ging ich in Stellung. Ich kletterte hoch in den dritten Stock und wollte sie mit einem Wärme-Aufzeichnungsgerät kalkulieren. Aber ihre Ausrüstung war sehr gut, so daß sie leicht unseren Aufenthaltsort bestimmen konnten. Und sie begannen, mich in meiner Stellung zu beschießen. Sie trafen mich.

Ich ging seit zwei Jahren ohne kugelsichere Schutzweste in die Einsätze. Aber gestern hatte ich so eine Vorahnung und zog mir eine über. Ich wurde rechts am Bauch getroffen. Ich fühlte den Stoß und wurde bewußtlos. Zwei Stunden später kam ich zu mir, als wir schon wieder in ein Gefecht mit ihnen gerieten. Und als alle dort hockenden ukrainischen Scharfschützen vernichtet worden waren, überzogen sie uns wieder mit Artilleriefeuer. Ich denke, daß die gesamte dort befindliche ukrainische Artillerie auf uns feuerte. Aber danach gab es eine völlige Stille.

Frage: Was ist diese allgemeine NATO-Scharfschützenschule?

Dejan: Das ist eine große Schule. Aber es ist eine Schule. Sie arbeiten sehr gut. Aber wir wissen, wie sie in den verschiedenen Situationen vorgehen. Dazu haben wir ihre Taktiken sorgfältig studiert.

Scharfschützen müssen durch das Leben lernen. Der Scharfschütze muß die Schule seines Feindes studieren, dessen Gewohnheiten kennen, seine Eigenschaften berücksichtigen, wissen wie er tickt und vorgeht. Sagt ein Scharfschütze, daß er der Beste ist, dann ist er tot.

Manchmal versucht ein Scharfschütze ganz speziell, den Gegner nur zu verletzen, um dann jene zu erschießen, die herbeikommen würden, um ihren Freund zu bergen.

Ein starker und erfahrener Scharfschütze versucht, mit der ersten Kugel tödlich zu treffen. Wenn Sie ein Schwerverwundeter sind, der auf die ihn bergenden und rettenden Freunde wartet, benutzen sie Sie für einen starken Angriff.

Frage: Trafen Sie bei ihren Scharfschützengefechten auf starke Gegner?

Dejan: Ja, natürlich. Ein Scharfschütze hatte mich erwischt. Er feuerte aus einer Winchester Kaliber 308 mit kurzem Feuerstoß bumm-bumm. Diese Waffe ist laut Genfer Konvention verboten. Für mich war es nur eine Kugel. Aber ich trug die beste kugelsichere Schutzweste. Ich wurde 2 Meter weit zurückgestoßen durch seinen Treffer. Aber es war gut, daß ich diese Schutzweste trug, die nicht durchbrochen wurde. Die verwendete Munition besteht aus Geschossen, die in den Körper eindringen und sich anschliessend noch bewegen. Aber die Kugel konnte meine kugelsichere Schutzweste nicht durchdringen und mir nichts anhaben.

Ein anderer Scharfschütze brachte mich in Gefahr und verursachte ein Gefecht. Das war ein Ukrainer aus Mariupol. Das Gefecht verlief von Mann zu Mann zwischen ihm und mir. Aber er täuschte dies nur vor. Er kam nicht selbst aus der Deckung. Dort waren insgesamt 7 von ihnen. Na gut, im Krieg bleibt aus der gesamten Deckung nur das Lügen übrig. Als dann die ukrainische Artillerie aufhörte, zog ich mir eine schwere Quetschung zu. Das war vor einem Monat in Dokutschajewsk.

Als die Ukrainer herausfanden, daß ich bald abreisen würde, aber immer noch am Brennpunkt war, meinten sie, daß ich nicht lebendig da rauskommen würde. Ich mußte sie entschärfen. Ich mußte es tun, weil sie sonst eine Menge Kämpfer von uns umgebracht hätten.

Frage: Alle, die erfuhren, daß Sie jetzt abreisen, waren verärgert. Nach allem Vorgefallenen sind Sie ein Symbol für den freiwilligen Kämpfer der Volksmiliz in der Volksbewegung des Donbass. Sie stehen beispielhaft für die berühmtesten internationalistischen Soldaten, die von den ersten Tagen an dabei gewesen sind.

Dejan: Ich habe mit dem Krieg völlig abgeschlossen. Ich hinterlasse erfahrene Genossen, die Scharfschützen nicht schlechter als ich abwehren können. Das sind Scharfschützen im Sondereinsatz, die ihre Tätigkeit leben. Und sie sprechen besser russisch als ich. Ich kann besser auf Dinge hinweisen, um zu helfen. Aber ich sehe mich nicht selbst als Ausbilder. Das ist nicht mein Ding.

Ich will ein Buch schreiben, und zwar ein Dokumentarbuch. Ich werde über meinen Weg in den Donbass schreiben. Wie ich nach Sewastopol gekommen bin. Wen ich auf meinem Weg getroffen habe. Das waren etliche großartige Menschen, über deren Ansichten über die Ursachen dieses Krieges ich mich äußern werden. Sie schreiben auch selbst. Das ist das Buch der besonderen Menschen über die besonderen Taten. Leider sind viele von ihnen nicht mehr am Leben. Ich will vermeiden, in meinem Buch politische Betrachtungen anzustellen.

Frage: Was hinterlassen Sie hier ungelöst und nicht erledigt?

Dejan: Würde ich den Verteidigungsminister der Volksrepublik Donezk nach der Begründung dafür fragen, daß er nicht ein einziges Gesuch für eine Auszeichnung in meinem Fall unterschrieben hat? Nein. Hätte ich so eine Haltung, würden sie mich hier dann brauchen?

Ich habe die Volksrepublik Donezk niemals, ich betone niemals (!) um etwas gebeten. Wie Sie wissen, kann ich nicht nach Serbien reisen, weil ich dort sofort festgenommen werden würde. Ich habe keine russische Staatsangehörigkeit.

Ein Mann aus Abchasien versprach mir Hilfe, die abchasische Staatsangehörigkeit zu erhalten. Dafür bräuchte ich allerdings Voraussetzungen wie solche Auszeichnungen. Der Verteidigungsminister der Volksrepublik Donezk „Zar“ lehnte es ab, die entspr. Gesuche zu unterzeichnen. Was sein Recht ist. Mich hat gekränkt, dass er mich gefragt hat: „Aber weißt Du überhaupt, was Du getan haben mußt, um das Verdienstkreuz zu bekommen?“. Konkret hat er mir ein Papier gegeben, wo geschrieben steht, wofür so eine Auszeichnung bewilligt wird. Es stellt sich also heraus, daß ich diese Auszeichnung nicht wert bin. Aber seine Sekretärin aus dem Anmelderaum oder jene Bevollmächtigte Darja Morosowa, die nie die Frontlinie sahen, tragen das Kreuz. Das Kreuz wurde ihnen für ihre Verdienste im Kampf gegeben. Welche Verdienste erwarben sie sich direkt im Kampf? Kämpften sie überhaupt jemals? Das ist doch sehr peinlich. Oder ist denen so etwas gar nicht peinlich?

Noch ein Beispiel. Als wir Marinowka stürmten, waren wir ca. 680 Menschen. Jetzt sind von diesen 680 Menschen nur noch 70 – 80 Menschen am Leben geblieben. Und begegne ich diesen Kriegskameraden, die am Saur-Mogila dabei waren, dort ehrenhaft und tapfer kämpften, aber keine Verdienstmedaille „Für Saur-Mogila“ erhielten, dann verstehe ich, dass ihre Leistungen nicht ausreichten, um so eine Verdienstmedaille zu erhalten.

Und es wurden immerhin 3000 Verdienstmedaillen verliehen. Allen standen diese Medaillen zu. Nur jenen nicht, die wirklich am Saur-Mogila standhaft kämpften und Marinowka erstürmten.

Falsch ist das. Es erbittert und macht traurig, dass sich die Orden umhing, wer wollte. Aber wer wirklich kämpfte und sie sich verdiente, diese Menschen wurden nicht ausgezeichnet. Sie erhielten nicht mal ein anerkennendes gutes Wort, Verständnis und menschlichen Kontakt.

Frage: Rief man Sie ins Verteidigungsministerium und fragte, warum Sie abreisen?

Dejan: Nein, niemals. Ich habe nicht mal einen Pass der Volksrepublik Donezk beantragt

Frage: Haben Sie keine Ressentiments, dass die Beamten vor Ort die Tapferkeit der Soldaten nicht wertschätzen?

Dejan: Nein, habe ich nicht. Ich reise ab. Und innerhalb von 2 Monaten werde ich viele vergessen haben, bis auf meine engsten Freunde. Ich kam ohne Erwartungen her.

Aber wir erhielten viel Respekt vom Volk. Respekt vor uns Kämpfern. Das war am wichtigsten. Kommt man auf freundlichen Besuch in viele Einheiten und wird respektvoll begrüßt, dann ist dies für mich die wichtigste Sache, die im Leben zählt.

Ich sage dies, weil Sie sagten, daß ich hier meine Gesundheit vergeudet hätte. Aber das macht mir nichts aus. Ich war hier zur Verteidigung des Donbass, weil ich hier die besten loyalsten Freunde und viele wundervolle Menschen gefunden habe. Dieser Krieg hat mir viel gegeben. Mehr als er meiner Gesundheit angetan hat. Hier fand ich die Liebe meines Lebens.

Frage: Wie finden Sie die Idee einer militärischen OSZE-Mission?

Dejan: Das ist ein Fehler. Ein großer Fehler. Das wird das Ende für den Donbass. Führen sie hier unter irgendeinem Vorwand die OSZE-Polizeimission durch, ist der Donbass am Ende.

Frage: Hieße dies, daß all das zu der Tatsache des „Donbass-Anschlusses“ führen würde?

Dejan: Nein, ich denke nicht, daß dem so ist. Dieser Poroschenko will die Polizeimission.

Frage: Haben dies nicht doch russische Beamte mit ihm vereinbart?

Dejan: Nein, das sind verschiedene Dinge. Erhält die jetzt hier eingesetzte OSZE-Gruppe Gewehre, würde dies gar nichts ändern. Schickt aber die UNO ihre Armeen hierher, wäre dies das Ende. Aber Russland stimmte da nie zu. Ich bin mir sicher. Verlieren wir hier diesen Krieg, dann kommt der Krieg sofort nach Russland. Ich meine, daß Russland genug Sicherheitskräfte hat, um dies zu verhindern. Würde Russland die Republiken im Donbass an die Ukraine „anschließen“ wollen, dann könnte Russland dies ganz einfach beispielsweise konkret durch Stoppen der Nahrungsmittelhilfe durchsetzen.

Frage: Sie sagten, daß am Brennpunkt ausländische Söldner mit großkalibrigen Waffen im Einsatz sind. Können sie zurückkommen?

Dejan: Sagen wir mal richtig, daß sie dort gekämpft hatten. Sie kommen nicht zurück. Sie sind alle von uns gegangen.

Frage: Woher kamen sie eigentlich?

Dejan: Der Letzte war aus Norwegen. Vor ihm gab es welche aus Finnland. Eine Menge Söldner sind aus Polen. Viele Georgier sind unter denen. Das sind sehr gute Kämpfer. Was uns nicht abhielt, sie für immer nach Hause zu schicken. Sie kommen nie wieder hierher.

Frage: Setzen die feindlichen Scharfschützen neue Waffen mit neuen Feuermethoden ein?

Dejan: Seit 8 Monaten haben sie das volle NATO-System mit all seinen taktischen Techniken, zum Beispiel „Zange“, „Flöhe“ und „Hund“. „Flöhe und Hund“ heißt ständige kleine Störfeuer wie „Bisse“ an derselben Stelle. Sie stellen beispielsweise einen Mörser-Granatwerfer auf und feuern einen Monat lang von derselben Stelle aus. Wird am ersten Tag ein Mensch aus der Zivilbevölkerung dadurch umgebracht, dann ist das eine Tragödie. Das zweite Opfer wäre auch eine Tragödie. Doch ganz allmählich gewöhnt man sich an die Opfer. Die Opfer werden eine Alltäglichkeit.

Was ist in so einer Lage zu tun? Die Volksrepublik Donezk ist an die Vereinbarungen von Minsk gebunden. Wir werden zu den Brennpunkten geschickt. Und sie werden ständig geschlagen. Wir lassen diesen Ort zurück. Eine „Grauzone“ ensteht. Und die Ukrainer besetzen sie sofort.

Und alle denken, daß dies geschieht, weil sie eben der Staat seien. Und sie haben die OSZE auf ihrer Seite. Die OSZE glaubt ihnen. Aber wenn du nur mit dem Kopf an die Wand schlägst, dann sollst du deine Unschuld beweisen, wobei dir keiner glaubt. Sie aber kämpfen überall, was NATO-Taktik ist. Hätte man nie diesen Waffenstillstand unterzeichnet, müßte man gegen diese Taktik kämpfen. Und zwar weltweit. Zumal es manchmal so aussieht, als ob unsere Seite solche Taktiken einsetzen müßte, weil wir so wenige sind. Aber wir haben diesen Waffenstillstand.

Frage: Es gibt die Meinung, daß die ukrainische Armee offensivbereit steht. Was meinen Sie?

Dejan: Eine umfassende Offensive wird es nicht geben, denn das kostet zuviel Blut. Aber die schrittweise Besetzung der „Grauzonen“ geht überall derzeit vonstatten. Nur eine einzige Blockstelle haben wir ein wenig nach vorn gerückt. Doch ist das jetzt ein ständiger Friedhof für unsere Soldaten. Auf welche sie einschlagen, als ob gar keine Vereinbarung existieren würde. Und die Ukrainer haben keinerlei Skrupel, irgendetwas zu verletzen.

So entstehen „Brennpunkte“, wo sie uns unbestraft beschiessen können, auf uns losgehen und uns was entreißen: Spartak, Peski, Gewerbegebiet Donezk, der Steinbruch von Dokutschajewsk, Schirokino, Saizewo.

Es gibt diese einseitige Umsetzung der Vereinbarungen von Minsk. Die eine Kriegspartei wird verpflichtet, die Umsetzung zu betreiben, aber die Ukrainer nicht.

Unterdessen geht die Zahl ziviler Opfer und der Verwüstungen im Verlauf der Geltung dieser Vereinbarungen in die Hunderte. Wobei sich niemand Gedanken über die toten und verwundeten Soldaten macht. Und so ein Zustand des „weder Frieden noch Krieg“ kann auf unbestimmte Zeit weitergehen. Ein umfassendes militärisches Vorgehen wird nicht zugelassen.

Frage: Was denken Sie über Donezk?

Dejan: Mich wunderte, wie viele Menschen nicht verstehen, was dort gerade abläuft. Die, die im Stadtzentrum leben, leben ein Bunkerleben. Sie wollen wissen, was gerade an den Stadträndern geschieht. Ich verstehe das nicht.

Es war ein großer Fehler von Sachartschenko, dass er erlaubt hat, daß diejenigen, die im Jahr 2014 in die Ukraine weggingen, nach Donezk zurückkehrten und Funktionen in den Regierungsstellen erhielten, denn sie sprengen die Republik von innen. Möglicherweise ist Sachartschenko nicht im Bilde, was hinter seinem Rücken geschieht. Sein Führungskreis kann ihn täuschen oder die vollständigen Informationen verheimlichen oder verzerren. Inzwischen ist das Volk über die Ungerechtigkeit enttäuscht. Für den Bürger ist es jetzt nach wie vor schwierig, denn man hat ein zusammenführendes Motiv nötig, das es nicht gibt.

Ich werde mich aber nur an das herzensgute Volk erinnern. Mein Herz wird immer im Rhythmus des großen warmen und tapferen Herzens des Donbass schlagen. Hier gab es auch uns Andere, darunter auch uns serbische freiwillige Kämpfer. Daher bin ich mir sicher, daß der Spruch „Russland, Serbien und der Donbass sind Brüder für immer“ sich in allen unseren guten Taten und aufrechten Aktionen verkörpert. Diese Beziehung ist jetzt unverbrüchlich geworden.

Marina Charkowa

Quelle: http://www.novorosinform.org/articles/5984

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