Alexej Markow (Deckname „Guter“) ist seit 2014 im Donbass. Er begann als gewöhnlicher Soldat und stieg auf zum Kommandeur der 14. Mot.-Schützenbrigade der Volksmiliz der Volksrepublik Lugansk, der einstigen Brigade „Prisrak“ unter Befehl von Alexej Mosgowoj. Das Interview wurde am 21. Juli 2017 veröffentlicht.
„Wir sind bereit zur Fortsetzung des Krieges“
von Alexej Markow
übersetzt von MATUTINSGROUP
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Alexej, bitte erzählen Sie uns Ihre Geschichte, wie Sie in den Donbass gekommen sind!
Alexej Markow: Seit 2014 habe ich nicht-humanitäre Güter für die Volksmiliz besorgt. Doch schon im Sommer 2014 kam ich zu dem Entschluß, daß ich selbst hier gebraucht werde und hierher komme. Wir bildeten unsere eigene kleine Schwadron aus 18 Leuten und fuhren in die Stadt Altschewsk zur Brigade „Prisrak“ von Alexej Mosgowoj. Seit 2014 bin ich für immer bei „Prisrak“ geblieben.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Viele freiwillige Kämpfer entschieden sich nach „Minsk-2“ noch während der anhaltenden militärischen Kampfhandlungen, sagen wir mal, unverständlicherweise den Donbass zu verlassen. Sie sind damals weiter hier geblieben und noch immer hier. Warum?
Alexej Markow: Ich mag keine halben Sachen. Wir müssen diesen Krieg zu Ende führen, ihn schon noch abschließen. Gut, da kamen weitere Beweggründe hinzu. Viele unserer Genossen wurden beerdigt. Niemand will, dass sie umsonst umkamen.
Auch wird das Volk nachfragen. Bitte, warum seid Ihr dorthin gegangen? Das Eine ist es, mit einem Sieg zurückzukehren. Ganz anders ist es, so einfach auszusteigen. Jetzt wird wohl gesiegt werden.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Einige Massenmedien versuchten kürzlich, zwischen den aus dem großen Russland und den freiwilligen Kämpfern von vor Ort eine Trennung vorzunehmen. Gibt es da nach Ihrer Meinung einen Unterschied?
Alexej Markow: Es gibt natürlich tatsächlich einen Unterschied zwischen beiden Kämpfergruppen. Zumindest momentan haben jene in den Dienst bei der Volksmiliz sich stellenden Kämpfer von vor Ort hinreichend starke Motive, einfach nur eine Arbeit zu finden, für ihre Familien Geld zu verdienen. Für sie ist der Militärdienst eine Einkommensquelle unter Bedingungen, wo nicht für alle Arbeit vorhanden ist.
Es ist logisch, daß aus Russland niemand für 15.000 Rubel hier ist, dem Sold eines einfachen Milizangehörigen. Aber vor allem unter den zu Anfang herkommenden Russen gab es etliche Abenteurer auf der Suche nach Adrenalin. Und sie erhielten ganz rasch ihren Adrenalinschub beim Abenteuer und kehrten wieder zurück.
Die qualitative Zusammensetzung der Truppen veränderte sich naturgemäß. Seit 2014 kam es da zu einem großen Unterschied. Klar ist, daß deutlich weniger ideologisch Motivierte hier geblieben sind. Es blieben mehr jene, für die die Armee eine Tätigkeit ist.
Doch gibt es auch diejenigen Russen, die hier eingeheiratet haben, ein Leben und eine eigene Familie aufbauen. Einige Verbliebene machten Karriere. Gut, einige von ihnen, wie ich, bei den Kampfhandlungen (er lacht).
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Jetzt vor dem Hintergrund der Annahme neuer Gesetze in der Ukraine meinen viele sehr stark, daß die Ukraine einen großen Krieg gegen Russland vorbereitet, welcher früher oder später kommen wird.
Alexej Markow: Wahrscheinlich ist dem so. Das ist ganz ähnlich. Das alles ist sicherlich der Fall, aus einem ganz einfachen Grund: die friedliche Beilegung des Konflikts ist zwingend nicht von Nutzen für die ukrainische Seite. Sie hat faktisch keine andere Wahl. Sie müssen dort einfach zwangsläufig den Krieg intensivieren, einfach nur um sich an der Macht zu halten.
Wir haben einfach eine gleichartige Situation. Wir haben nicht genug Kraft, um einen unabhängigen Angriff zu machen. Die ukrainischen Faschisten sind stark genug uns niederzukämpfen. Aber man muß verstehen, daß sie nicht stark genug sind, etwaige von Russland kommende Unterstützung abzuwehren. Früher gab es ein Kräftegleichgewicht. Aber jetzt sind sie sicher, daß sie genug Kräfte haben, um unabhängig und rasch gemäß der kroatischen Version der Vernichtung der serbischen Krajina die Sache für sich zu entscheiden, noch bevor Russland reagieren könnte. Und wir bereiten uns derzeit auf diese Eventualität vor.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Besteht der Auftrag somit darin, die Stellung möglichst lange zu halten?
Alexej Markow: Sofern sie binnen wenigen Tagen den Gebietsstreifen an der russischen Grenze einnehmen, könnte Russland danach nicht mehr eingreifen, weil es dafür zu spät wäre.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Für wie wahrscheinlich halten Sie die Bestrebungen, das kroatische Drehbuch hier umzusetzen?
Alexej Markow: Für sehr wahrscheinlich. Ihnen bleibt keine Wahl. Wenn sie den Donbass wirklich einnehmen können, dann gibt dies der Junta etwas Zeitgewinn zum Verbleib an der Macht. Mit diesem Sieg liefe für sie alles ein paar Jahre weiter. Wobei sie all jenen, die gezwungen wären, die Infrastruktur wieder aufzubauen, erklären würden, daß alle wirtschaftlichen Probleme dem Donbasskonflikt zu verdanken sind, so daß der Grad an Haß gegenüber den Einwohnern der Ortschaften des Donbass sich steigern würde. Der Militärhaushalt würde sich vergrößern, usw. Viele Leute in der Ukraine würden dies als gute Erklärung problemlos schlucken.
Im Fall einer Niederlage der Ukraine im Donbass meine ich, daß die Chancen für die Junta nicht sehr groß wären, sich an der Macht zu halten.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Ist unser Oberkommando zu dieser Option bereit?
Alexander Markow: Ich kenne die Pläne des Oberkommandos nicht. Aber, wenn ich dies nach dem Gang der Dinge beurteile, so sind wir bereit.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Sind Sie bei der Aufklärung des Mordanschlags auf Alexej Mosgowoj vorangekommen?
Alexander Markow: Leider nein. Die amtliche Untersuchung, wo wurde uns gesagt, „kommt nicht voran“. Aber ich verstehe es so, daß sie nicht mal begonnen hat.
In der Brigade bin ich in die Ermittlungen einbezogen worden. Ich habe persönlich Beweismittel gesammelt, die Leute direkt vor Ort dort kontaktiert. Niemand hat mich dazu aufgefordert. Wie ich es begreife, ist niemand daran interessiert.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Erbrachte Ihre Ermittlung irgendwelche Ergebnisse?
Alexej Markow: Ja, wir bekamen einige Resultate. Leider können wir nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, daß diese Version stimmt. Es gibt die sog. indirekte Beweislage. Leider können wir weder den Auftragsmörder noch den Auftraggeber des Mordanschlags benennen. Und einfach namenlos eine Version für sie zu erarbeiten, ohne schlagende Beweismittel zu haben, ist sinnlos.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Sind die Ideen von Alexej Borissowitsch Mosgowoj lebendig? Gibt es Nachfolger?
Alexej Markow: Gut, wir sind an Ort und Stelle verblieben, nicht weggegangen. Der gesamte Befehlsstab des Bataillons besteht derzeit aus eben ideologischen Menschen, die gleichzeitig die Waffen für die Umsetzung dieser Ideen in die Hände nahmen und weiterhin in der Hoffnung dafür kämpfen, daß selbst wenn wir selbst ihre Umsetzung nicht schaffen werden, wir zumindest schaffen werden, daß ihre Umsetzung in der Realität näher rückt.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Der sog. „Brotwaffenstillstand“ derzeit. Ihre Genossen an der Front halten die Stellungen. Benennen Sie bitte die heutige operative Lage dort.
Alexej Markow: Angriffe gab es, und sie gehen weiter. Faktisch gibt es keine Waffenruhe. Es wurde fast ruhig, aber das war sozusagen zu einfach. Solche schweren Gefechte wie Anfang Juni gibt es jetzt nicht. Dies ist am wahrscheinlichsten so wegen der Rotation auf der Seite der ukrainischen Faschisten.
Wie ich es verstehe, wollte die 93. Brigade vor der Rotation einige beeindruckende Geländegewinne machen, um „den Sieg“ vorzuweisen, aber das Ergebnis war genau das Gegenteil davon. Sie waren ziemlich grob dabei, um ihre Durchschlagskraft zu zeigen, damit sie diesen „Gefallen“ zustande bringen würden. Aber die letzte Woche vor der Rotation war es sehr ruhig. Die dann nach ihnen dort ankamen, starteten täglich Angriffe, an die wir schon gewöhnt waren. Solange der „Brotwaffenstillstand“ in Kraft ist, halten wir ihn ein …
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Wie ging es bei diesem Fall von Shelobok zu, wo die beiden Genossen brutal umkamen und andere verschleppt worden sind … ?
Alexej Markow: Das ereignete sich gar nicht bei Shelobok. Erst hinterher aus verschiedenen Gründen wurde plötzlich viel von Shelobok geredet. Das ist ein kleines Dorf fast ohne Einwohner an der Front. Jetzt, das ist nicht in Shelobok passiert, wie sie sagen. Nein, das war gar nicht bei Shelobok.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Seid Ihr Genossen dort gewesen?
Alexej Markow: Nein, niemand von unserem Bataillon war dort. Wir arbeiten mit denen dort zusammen. Aber betroffen war dort ein Zug einer anderen Einheit.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Woher diese Brutalität, mit der sie die beiden Kämpfer umbrachten? Denn andererseits waren dies auch genau solche Russen. Standen sie nur unter Drogen?
Alexej Markow: Die Mörder waren keine regulären Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte, das ist zu 100% Fakt. Sie gingen sehr kompetent vor. Am wahrscheinlichsten ist, daß dies eine Gruppe aus dem 8. Sondereinsatzkräfte-Regiment gewesen ist. Ihre Kompanie ist auf die Rückeroberung der Krim ausgerichtet. Sie agierten auch in unserem Gebiet und den Nachbargebieten. Ihr Stil ist immer derselbe. Die Leichen, die sie hinterlassen, sind sozusagen ihre Spuren. Die intensiven Verhöre mit Einsatz von scharfen Waffen. Die Opfer tragen lebenslange Verletzungen davon, welche sie nicht im Gefecht erlitten haben können, sondern nur als Folge der Foltern während ihrer Kriegsgefangenschaft.
Man muß begreifen, daß die Ukraine jetzt zu einem Nazistaat umgebaut worden ist. Obwohl das jetzt noch wie eine Farce aussieht, wie eine Parodie auf das 3. Reich, aber sie ermorden Menschen ganz real. Und wie jeder Nazistaat ist einer der Grundpfeiler ihrer Ideologie die Entmenschlichung des Gegners, die Entmenschlichung der gesamten Bevölkerung oder von Segmenten der Bevölkerung. Im 3. Reich waren es die Juden, die Bolschewiki. Bei den heutigen Nazis sind es wieder die Kommunisten, und die Kommunisten sind für sie die Russen.
Daher ist absolut nichts Überraschendes daran. Nehmen es sich die obersten Herrscher des Ukrainischen Reiches in ihren Hassreden heraus, daß die Donbass-Einwohner keine vollwertigen Menschen sein sollen, was soll man dann von ihren gewönlichen Vollstreckern erwarten?
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Wie wird sich die Situation im Donbass Ihrer Meinung nach in der nahen Zukunft entwickeln?
Alexej Markow: Darüber habe ich eine Menge von Gedanken, die ich jetzt nicht allesamt kundtun mag. Die Lage ist verkompliziert. Ich denke, daß in den nächsten beiden Wochen sich vieles verändern wird, oder eben Anfang August. Daß sich die Ukrainer auf eine militärische Lösung vorbereiten, ist kein Geheimnis. Zumindest trotz einiger Enttäuschungen sind viele Kämpfer von uns insbesondere ideologisch mit den immer noch ungewissen Zukunftsaussichten der Donbassrepubliken verbunden, ist unsere Moral sehr hoch. Die Genossen sind kampfbereit für den Krieg, bereit für die aktive Phase von Kampfhandlungen.
Trotz des Fortschritts wird der Sieg ganz konkret nicht leicht werden. Aber gut, wir erwarten ernsthaft, daß unsere Seite siegen wird.
Nachrichtenagentur „Novorossia“: Es bleibt uns allen, daß wir uns den Sieg wünschen, auf daß alle Kämpfer am Leben und aktiv bleiben, mit hohem Kampfgeist, und auf daß Gott uns helfen möge.
Alexej Markow: Ich bin Atheist. Daher vertraue ich auf uns selbst und auf unsere Kämpfer. Und wir bereiten uns ganz real vor. Wir haben die Ausbildungsniveaus erheblich erhöht. Der Krieg erfordert, das militärische Handwerk zu erlernen. Alles wird gut laufen, zumindest hoffen wir das.
Quelle: https://www.novorosinform.org/opinions/2246
Kaum vorstellbar ist, dass sich Kiew auf die Rückeroberung der Krim tatsächlich vorbereitet. Die faschistischen Bataillone sind meines Erachtens immer noch nicht Kiew. Aber dort steht der oberste Kriegsherr mit seinem Kriegsminister, der darüber befindet, ob und wenn ja, wann Russland angegriffen werden soll. Auch Poroschenko weiß, dass er aus einem Krieg gegen Russland als großer Verlierer in wenigen Stunden hervorgeht. Putin gibt die Krim nicht zurück. Dabei kann er sich auf sein Volk stützen. Das weiß auch die NATO-Führung. Sie wird auch nicht in diesen Krieg eingreifen, denn das Risiko, ebenfalls schwere Verluste davon zu tragen, ist für die NATO-Führung zu groß. Die Rhetorik der NATO ist die eine Seite, aber die wirkliche Kampfbereitschaft in diesem für sie aussichtslosen Krieg mitzuwirken, ist eine völlig andere Seite. Dabei darf auch nicht übersehen werden, dass die NATO ihr Ziel – an Russlands West- und Südgrenze stark stationiert zu sein – erreicht hat. Westliche NATO-Staaten würden nicht bereit sein ihr Militär in den Ukraine-Krieg zu schicken. Für Deutschland würde es der Untergang mit Sicherheit sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass Trump seine Entscheidung – keine Waffenlieferungen in die Ukraine – nicht ändert. Diese Trump-Entscheidung ist von großer Bedeutung für die Kampfkraft des ukrainischen Militärs und wird sich auch auf die Kampfkraft der faschistischen Bataillone auswirken.
Es darf auch nicht übersehen werden, dass die USA für den Kohleexport in die Ukraine den Preis jetzt verdreifachte – von 71 US-Dollar pro Tonne 2016, auf 209 US-Dollar pro Tonne 2017 -, jedoch gegenüber Norwegen von 140 auf 125 US-Dollar pro Tonne, also um rund zehn Prozent senkte. Die Ukraine benötigt 200 000 Tonnen Anthrazit-Kohle jährlich. Der Kostenanstieg für die Kohle erhöht den Preis für die Stahlproduktion, so dass diese weniger wettbewerbsfähig wird. Das wird die Wirtschaft und damit auch die eigene Kriegsproduktion der Ukraine treffen. Die Ukraine hat für den Westen einschließlich der USA an Bedeutung verloren. Das unterstreicht auch der IWF, indem er die Herbst-Tranche der Ukraine nicht bewilligte.
Das Interview mit Alexej Mosgowoj gefällt sehr gut. Angesichts der gegenwärtigen Gesamtlage der Ukraine, gehe auch ich davon aus, dass die Volksrepubliken ihren Kampf gegen den Rest der Ukraine erfolgreich bestehen werden. Alexej Mosgowoj hat auch kurz erklärt, dass die ideologische Ausrichtung in der Armee jetzt von Bedeutung ist. Genau das muss im Mittelpunkt der täglichen Arbeit in jeder Truppe stehen. Die ideologische Klarheit ist das Wichtigste neben den militärischen Fähigkeiten für die Streitkräfte, um ihr Ziel zu erreichen. Die militärische Führung darf niemals aus den Augen verlieren, dass das politische Verständnis in der Bevölkerung für die Truppen von wesentlicher Bedeutung ist, weil eine Korrelation, welche sehr wichtig für den Sieg ist, zwischen der Bevölkerung und dem Militär besteht.
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