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JEWGENI TINJANSKI- DAS GROSSE NEURUSSLAND MUSS EINDEUTIG AUCH TEIL RUSSLANDS SEIN

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Heute besuchte der Aktivist, Publizist, Militärangehörige, Ringer für die Russische Welt, Abgeordnete des Parlaments Neurusslands, sowie Vorsitzende der gesellschaftlichen Organisation „Südostinitiative“ Jewgeni Tinjanski, unsere Redaktion für dieses Interview

JEWGENI TINJANSKI – DAS GROSSE NEURUSSLAND MUSS EINDEUTIG AUCH TEIL RUSSLANDS SEIN

von Anna Scherschnjowa (Nachrichtenagentur „Novorossija“)
übersetzt von MATUTINSGROUP

Novorossiya, 29. März 2016 – 01:01 Uhr.-   

Frage: Guten Tag, Jewgeni! Gestatten Sie uns, Sie mit unseren Lesern bekanntzumachen. Nachdem Sie sich im Dickicht der Ereignisse des „Russischen Frühlings“ durchgeschlagen hatten, ließen Sie warum den Kampf des Donbass gegen die Ukraine nicht unbeachtet?

Jewgeni Tinjanski: Ich bin kein Donezker. Von meiner Bildung her bin ich ein Jurist. Ich befaßte mich unternehmerischer Tätigkeit, war Gründer einiger Kleinunternehmen und deren Chef. Ich gewährte juristischen Beistand. Ich war im Handel tätig. Außerdem bin ich Vorsitzender der pro-russischen gesellschaftlichen Organisation „Südostinitiative“.

Aus diesen klaren Gründen konnte ich den „Russischen Frühling“ nicht unbeachtet lassen. Dabei ging es darum, daß er für mich wie auch für alle Donezker viel früher angefangen hatte.

Beim sog. Euromaidan fuhr ich nach Kiew, versuchte mich zur Regierung durchzuschlagen und sie zu entschlossenem Handeln zu treiben. Infolge dessen wurde ich zusammengeschlagen, und dies brachte mich zur Volksmiliz. Ich bin völliger Verständnislosigkeit, Apathie und Gleichgültigkeit bei der Regierung begegnet. Sie hielten sich dort für Engel, die alles unter Kontrolle hätten.

Das Ergebnis dessen zu sehen, war lehrreich für uns. Und die Folgen daraus nehmen wir bis jetzt wahr. Von Kiew aus fuhr ich in den Donbass. Ich nahm an den Stürmen auf die Geheimdienstzentralen teil, wurde Abgeordneter der ersten Parlamentsperiode sowie Angehöriger der Volksmiliz. Anschließend wurde ich Abgeordneter des Parlaments Neurusslands.
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Den „Russischen Frühling“ unbeachtet zu belassen, war für mich und meine Genossen Kämpfer unmöglich. Dies unbeachtet zu lassen, hätte geheißen, auf die Identität und den pro-russischen Richtungsvektor des Donbass zu verzichten. So etwas kann ich nicht tun.

Frage: Wo waren Sie während des Krieges? Wohin führte sie die Teilnahme an den Kampfhandlungen?

Jewgeni Tinjanski: Während des Krieges kam ich zeitweilig in viele Orten. Es begann mit Slawjansk, dann auch Gorlowka, danach Karlowka, dann auch Peski. Und Donezk, natürlich. Am Kampf musste man teilnehmen, dafür wurde niemand besonders ausgewählt. Wurde konkreter ausgewählt, erfolgte dies schon vorher, und es gab keinen Weg mehr zurück. Ja, und wir schauten auch gar nicht zurück.

Insbesondere schlugen wir uns im Flughafengelände ab 26. Mai 2014. In der Ukraine war ich Reserveoffizier gewesen. Aber diese Tätigkeit war bei mir nicht kommandobezogen, sondern ingenieurmässig in der militärtechnischen Kategorie ВУС430900.

Mein frühere militärische Tätigkeit ist in diesem Krieg nicht von Nutzen gewesen. Deshalb entschloß ich mich, mit der MPi herumzulaufen. Kurzzeitig machte ich Dienst in der Spionageabwehr. Wenn ich ehrlich bin, so halte ich meine Teilnahme an unmittelbarn Kampfhandlungen eher für episodisch. Sterne wurden mir nicht viele verliehen. Auch mir verliehene Orden reichen nicht bis zum Gürtel. Obwohl die erworbene Erfahrung groß ist und eine bestimmte Produktivität bei mir vorhanden war. Ich bemühte mich, meine ehrenamtliche gesellschaftliche Arbeit mit dem militärischen Dienst zu vereinen. Dies waren die Realitäten. Jedenfalls für mich.
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JEWGENI TINJANSKI: DAS GROSSE NEURUSSLAND MUSS EINDEUTIG AUCH TEIL RUSSLANDS SEIN

Frage: Warum stellen Sie jetzt so aktiv in Abrede, daß sich 2014 für den Donbass das „Krimdrehbuch“ nicht wiederholen konnte? Daß aufgrund des Referendums am 11. Mai die Region abzutrennen und an Russland anzugliedern möglich war?

Jewgeni Tinjanski: Das ist eine sehr umfangreiche Frage. Ich werde versuchen, sie möglichst korrekt zu beantworten. Sollte ich abbrechen, so bitte ich im voraus dafür um Verständnis.

Ich werde zuerst auf den zweiten Teil der Frage antworten. Ja, es war möglich, uns an Russland anzugliedern. Wir zogen gerade dieses Drehbuch von vornherein in Betracht. Uns wurden aus dem Norden unzweideutige Signale gegeben. Und die Leute haben diese Signale geprüft. Von Moskaus Wunsch her wurde das Referendum nicht einmal benötigt.

Als die Volksmiliz Slawjansk eingenommen hatte, nahm die ukrainische Armee auf alle Arten mit uns Kontakt auf. Aus ihrer eigenen Initiative heraus. Sie wollte sich ergeben.

Bei mir in Donezk kontaktierten sie das Kommando über eine der grossen landesweiten Kommunikationsverbindungen. Und bei Strelkow waren sie einfach der Reihe nach bereit sich … einschreiben. Man kann diesbezüglich ganz sicher sagen, dass wenn Russland da Entschlossenheit gezeigt hätte, wir nicht nur Opfer vermieden hätten, sondern wir hätten vollends die Möglichkeit gehabt, unseren Feinden die Karten zu legen. Beim Regime der Ukraine wären nicht all diejenigen verblieben, die sich jetzt dort befinden. Das Ansehen von Wladimir Putin nach der Krim-Heldentat (und dieshalte ich eigentlich für eine Heldentat) war so groß, dass das Volk ihn voll unterstützt hätte. Dies wäre der größte geopolitische Sieg gewesen. Es wäre der Sieg des russischen Volkes gewesen. Aber es ist nicht geschehen.

Warum? Ich neige zu dem Verdacht, dass sie Putin getäuscht haben, ihn desinformierten. Sie haben sich vor seinem Ansehen und der Unterstützung des Volkes gefürchtet.
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Jetzt die Möglichkeit des Beitritts dem Donbass abzusprechen und zu überzeugen zu versuchen, dass es unmöglich war, ist nichts anderes als eine Schutzbehauptung und ein Rechtfertigungsversuch. Ebenso dem Volk die Meinung aufzudrängen, dass der Donbass nicht nötig ist. Obwohl das Volk alles versteht. Im Gespräch bekunden die Russen ihr Verständnis der Situation ganz konkret, welches der Wirklichkeit und nicht jener Fiktion entspricht, die versucht wird, ihnen aufzupfropfen. Ich meine, dass die Rechtfertigungen unnütz sind. Notwendig ist die Aufarbeitung der Fehler. Wir können noch alles den erforderlichen Gang der Dinge nehmen lassen. Aber die Zeit läuft.

Frage: Auf welche Schwierigkeiten stoßen die Militärangehörigen und zivilen Einwohner der Volksrepubliken Donezk und Lugansk?

Jewgeni Tinjanski: Auf alle, die mit den Problemen des Krieges verbunden sind. Wir haben eine umfassende Krise.

Es gibt gesellschaftliche, humanitäre, wirtschaftliche Probleme und ihre Folgen. Aber am schwersten ist das Gefühl der Ungewißheit. Die Militärangehörigen verlieren die Motivation, die zivilen Bürger verlieren den Glauben. Es gibt keine Motivation mehr.

In die Volksmiliz gingen die Menschen mit Idealen. Sie waren bereit, für Russland zu sterben. In die jetzige Armee gehen sie wegen dem Sold. Manche nur wegen dem Geld.

Andererseits sehen auch die Soldaten sowohl die verzögerten Auszahlungen beim Sold als auch die „toten Seelen“ in den Listen, auf Kosten derer die Kommandeursebene Fett ansetzt. Die Versorgung der Armee ist erbärmlich, obwohl allen bekannt ist, dass auf den annähernden Bedarf viele Mittel abgebucht werden.

Es wird in den Truppen die Aufteilung in einerseits die Frontgräben nie verlassende Frontkämpfer und andererseits „elegant uniformierte Etappenhengste“ ohne Fronteinsätze wahrgenommen. Wer der Führung nahesteht, bekommt eine elegante Uniform und Ausrüstung, die sich nie auf dem Gefechtsfeld abnutzte. So jemand trägt neue Waffen, mit denen nur auf Scheißscheiben geschossen wurde. Und er fährt ein teures Auto.

Die Zivilbevölkerung überlebt einfach nur. Für sie ist es in vieler Hinsicht noch schwerer als für das Militär. Hungerlöhne und niedrige Sozialleistungen, ständiger Stress. Eine faktisch einst blühende Region wurde in die Depression getrieben. Wir haben riesigste Maschinenkapazitäten, die „aufgeblasen“ stillstehen, auf Kurzarbeit laufen. Wir haben vollständige Zyklen in der Kohleförderung und bei der Bereicherung daran, komplette Zyklen der metallurgischen Produktion. Dies geht zu Lasten aller. Und die Menschen verstehen und sehen die Zerstörung und die Ausplünderung dessen, was einst 25% des Staatshaushalts der ehemaligen Ukraine hergab. Sie sehen die Vernichtung all dessen, was in Generationen erarbeitet worden war. Und es sind die einfachen Menschen, die sich über die Rückführung der Krim aufrichtig freuten. Womit sind sie verblieben? Sie blieben im Elend und unter Führung von diebischen Laien. Diese Menschen haben besseres verdient.

Frage: Wie häufig nehmen Sie die „Vereinbarungen von Minsk“ wahr? Verstärkt das Erzwingen des „Waffenstillstands“ die Probleme dort? Stimmt dies?

Jewgeni Tinjanski: Offen gestanden halte ich die „Vereinbarungen von Minsk“ für destruktiv. Da wird uns etwas Angebliches verordnet, was die Ukraine niemals am Ende einhalten kann. Und der Hauptzweck wird verfehlt. Die Ukraine erfüllt diese Bedingungen gar nicht. Verstehen Sie, was ich meine?

Zu versuchen, den Menschen Neurusslands als Meinung darüber aufzudrängen, dass jenes von ihnen empfundene Negative in Wirklichkeit positiv sein soll und gar den Frieden bringen würde. Was ist das im Endeffekt? Während dieser Phase der „Vereinbarungen von Minsk“ kommt bei uns mehr Zivilbevölkerung ums Leben als während der Kampfhandlungen. Bei all dem dürfen wir wir nicht einmal auf die Provokationen der Ukrainer reagieren.

Hinzu kommt, daß die Ukraine nicht verhehlt, dass sie „dank Minsk“ genug Zeit für die Vervollständigung der Ausrüstung und die Ausbildung ihrer Armee bekommen hat. Damit beabsichtigt sie doch, wie ich schon gesagt habe, sich an nichts zu halten. Sondern die Ukraine hat vor zu kämpfen. Ohne Krieg wird das jetzige Regime dort gar nicht durchhalten. Und die Junta begreift dies. Deshalb auch ihr laufender Fieberwahn über viele Hunderte burjatischer Panzersoldaten und Tausende jakutischer Spezialeinsatzkommandos. Sie müssen das Volk in Anspannung halten, auf ihre ausgebildeten Truppenverbände warten und auf jede Weise diese Truppen in Bewegung halten. Die Armee hat dort den Befehl erhalten, auf jede Weise die Volksmiliz zu provozieren.

Und die Kämpfer der Volksmiliz haben Befehl, nicht zu reagieren. Im Endeffekt ist die ukrainische Armee faktisch ohne unseren Widerstand und ohne jede Furcht davor wesentlich in unsere Richtung vorgestoßen und hat sich in diesen vorgeschobenen Stellungen eingegraben.

Jetzt ist dies längst nicht mehr jene Armee, die sie 2014 gewesen war. Im Vergleich mit uns ist dies dort eine sehr gut ausgestattete, motivierte Armee. Und sie ist kampfbereit, mit Negativem über uns vollgepumpt worden. Die Bevölkerung der Ukraine ist Produkt der in sie gepumpten Informationen, deren Ziel die Vernichtung der Bürger der Volksrepubliken Donezk und Lugansk ist. Dies sagt einiges darüber, dass es in ihren Plänen um äusserst grausame Säuberungen im Falle ihres Sieges gehen würde. Und sie sind diesbezüglich weit genug von der Durchführbarkeit überzeugt, dass sie die Menschen darauf vorbereiten.

Einzig die Angst vor einer Reaktion Russlands hält sie jetzt noch ab. Sind sie überzeugt, dass keine Reaktion von dort folgt oder an der Front die kritische Masse an Technik und Truppenstärke angehäuft ist, dann, so bin ich überzeugt, wird die Junta in Aktion treten. Von der Front wird gemeldet, dass die Ukrainer, bevor sie frech werden, ihre Kampfhandlungen technisch durchspielen.

Dies ist das Ergebnis von „Minsk“.

Ich bin schlicht davon überzeugt, dass Minsk dem Präsidenten Russlands aller Wahrscheinlichkeit nach unter Ausnutzung diplomatischen Drucks aufgedrängt wurde. Ich bin ebenso davon überzeugt, dass Wladimir Putin die ehrlichen Motive und Absichten unserer westlichen Partner versteht und nüchtern den Sachstand sieht, aber auch die Lebensunfähigkeit der Vereinbarung im Format von Minsk sieht. Und die Russen sehen dies auch. Und ich sehe ebenso, dass das Volk den Präsidenten und Russland im Falle der Unvermeidlichkeit des Ergreifens von enschlossenen und radikalen Maßnahmen unterstützen wird.

Frage: Inwiefern ändert sich die Haltung der Zivilbevölkerung des Donbass zum Geschehen?

Jewgeni Tinjanski: Sie ändert sich bis hin zur vollen Ablehnung der jetzigen Situation. Die Menschen fühlen sich im Stich gelassen und betrogen. Sie wollen zu Russland, aber ihnen wird gesagt, dass sie Ukraine sind. Und darin liegt das von vornherein negativ angelegte Programm.

Sie sehen den Ruin und den umfassenden Diebstahl durch die Beamten vor Ort. Aber im Fernsehen führt man ihnen vor, dass alles gut ist und verbessert wird. Aus dem russischen Volk machten sie eine Herde, die stundenlang für Graupen-Grützen und Konservendosen anzustehen bereit ist.

Und ja, genau dies sind jene Menschen, die die ukrainischen Panzer mit ihren bloßen Händen stoppten, welche nach der Rückführung der Krim zur russischen Grenze fuhren. Sie können sagen, dass dieser Schutz nicht nötig gewesen war, denn Russland kann sich dort selbst mit seiner mächtigen Armee schützen. Aber dies wird uns in unserer Sprache nicht bewusst. Die Donezker haben sich dazu entschlossen, dass sie Rußland im Bedrohungsfall auch mit ihren nur bloßen Händen als ihre Heimat schützen und sich unter die Panzer legen und dabei ihre Gesundheit und ihr Leben einsetzen. Sie wurden verhaftet und behinderten die Panzer weiter. Das ist der Donbass.
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Frage: Wie soll man Ordnung innerhalb der vorhandenen Territorien schaffen und diese Territorien erweitern?

Jewgeni Tinjanski: Hier ist wiederum die Bereitschaft zu entschlossenen Handlungen vonnöten. In erster Linie muß jener Haufen von Dieben und Lumpenproletariern entfernt werden, die in Machtpositionen Neurusslands eingebracht wurden und sich zur Region wie zu einer abzumelkenden Milchkuh verhalten. Den Maskenball in Gestalt der in der Armee keinerlei militärischen Dienst verrichtenden hochbesoldeten Beamten in den Generalsuniformen beenden und mit der Ikonenwand aus Prämien und Auszeichnungen sowie den Vergnügungsaktionen vor dem Hintergrund des Krieges und gegenüber der Verelendung des Volkes Schluß machen. Oder dies zumindest selbst streng unter Kontrolle nehmen.

Es ist eine Richtung nötig. Und ausgehend vom Richtungsvektor sind die Korrekturen einzubringen. Und die Territorien kann man vergrössern, was auch notwendig ist. Die Volksrepubliken Donezk und Lugansk sind 30% des geographischen Donbass in der jetzigen Form. Produktionsverhältnisse, Zyklen, die Logistik ist zerstört worden. Wir sind eine vollends zuweisungsgebundene Region in der Weise, in der es jetzt läuft. Infolge dessen schwächen wir Russland. Dies jedoch nicht aus eigenem Antrieb. Wir sind eine völlig selbstgenügsame industrielle Region. Aber jetzt sind wir nur ein Mittel, womit jemand an unserer Situation verdient, obwohl wir es verdient haben, die Ressourcen Russlands zu vergrössern.

Um die Ordnung zu errichten, ist ein klarer politischer Wille und der Richtungsvektor nötig. Wird dieser Vektor pro-russisch, dann wird der Donbass alles machen, damit dies umgesetzt wird.

Frage: Ist das Problem der Kriminalität und des Banditentums innerhalb der Donbass-Republiken derzeit schlimm?

Jewgeni Tinjanski: Nicht so ist schlimm wie vor einem Jahr. Aber es gibt eine riesige Zahl von Einlassungen dazu. Der bekämpfte Teil des Banditentums hat einfach andere Formen annommen. Die Einflußsphären sind aufgeteilt. Es entstehen natürlich einzelne Episoden, aber sie sind nicht kritisch im Rahmen der Region. Jetzt hat sich die Korruptionskomponente stärker entwickelt. Warum soll man jemanden ausrauben, wenn man ein Paar Tausende plötzlich in den Donbass zurückkehrende Rentner addieren kann und sich deren Renten anrechnen kann? Wenn man die Werkstatt der Fabrik als Altmetall abschreiben kann? Und so weiter, analog.

Unser Informationsminister ist eine Tante von Puschilin. Puschilin setzt aus der MMM-Hierarchie seine Kollegen zusammen. Der Bürgermeister von Jenakijewo ist ein Bruder von Sachartschenko. Ob die Arbeit in diesen Richtungen etwas bringen wird? Nein, da wird nur Geldschneiderei betrieben. Bei derlei sozialem Aufstieg geht es nicht um Verdienste und Professionalismus.

Andererseits kann ich Sachartschenko und einige andere Beamte verstehen. Größtenteils stehen ihnen nur Menschen aus dem Nirwana zur Verfügung, die zufällig aufsteigen. Sie entwickelten sich nicht im politischen Kampf oder in gesellschaftlicher Tätigkeit. Deshalb haben sie dort im Grunde kein Kollektiv. So werden Verwandte, Mitschüler, Liebschaften und Nachbarn einbezogen. Die Lage ist sehr instabil, und dies begreifen sie. In der Republik gibt es einen enormen Fachkräftemangel.

Die horizontale Kommunikation fehlt völlig. Beamte, die für das Volk arbeiten, kann kann man an den Fingern abzählen. Leider zählen unser Chef, sein engeres Umfeld und seine Favoriten nicht zu diesen ganz wenigen Beamten.

Frage: Ist „Minsk-2“ schon endgültig gescheitert oder noch hängt es noch am letzten seidenen Faden?

Jewgeni Tinjanski: Das war doch von vornherin nicht umsetzbar. Faktisch gab es dies gar nicht. Dies war nur für uns da. Und seine Ergebnisse sind erbärmlich.

Der Donbass wird unter einem gelb-blauen Lappen nicht leben können, unter dem sie uns ermorden. Wegen „Minsk“ verlieren wir Zeit. Und noch schlimmer ist, daß wir Menschen dadurch verlieren. Sowohl physisch als auch hinsichtlich der Unterstützung.

Ich wiederhole es. Die Menschen sind nicht blind. Jene informationspolitische Konzept zur Reinwaschung von „Minsk“ war niederträchtig, oberflächlich, amateurhaft. Diese Botschaft ist nicht überzeugend und schadet auf gewisse Weise.

Stellen Sie sich ein Familie vor, bei der ein Verwandter umgekommen ist. Sie sehen die reale Situation, versuchen jedoch, ihr gegenüber die Augen zu schließen und sie mit sogenannten „schlauen Plänen“ und pathetischen Reden in den unterhaltsamen Veranstaltungen vor Ort und den russischen politischen Shows zu verwässern. Wie werden sie sich in dieser Familie zum Geschehenden verhalten? Außerdem hat die Familie Freunde. Und die Freunde haben Verwandte in Russland. Und schon kennen wir in Russland die reale Situation … wir leben in einer Kommunikationswelt. Informationen zu verheimlichen, ist nicht möglich.

Ich bin bei weitem kein Paranoiker hinsichtlich jeglicher Verschwörungen … keinesfalls. Aber ich bin immer mehr der Meinung, dass unsere Situation das künstliche und reale Ziel darstellt, Russland zu schwächen und zu erzwingen, dass das Ansehen des Präsidenten Russlands sinkt. Was nicht wünschenswert wäre.

Frage: Es gibt entsprechende Mitteilungen von Stellen, dass in den Machtorganen der Volksrepublik Donezk damit begonnen worden ist, sie an die früheren pro-ukrainischen Beamten, die einstigen „Regionalen“, an auf dieser oder jener Ebene mit Rinat Achmetow verbundene Personen zurückzugeben. Was sagen Sie dazu? Ist eine derartige Unverschämtheit vorhanden?

Jewgeni Tinjanski: Dies hat vom Tempo und Umfang her alarmierende Ausmaße angenommen. Das geht bis zu dem Unsinn, daß der Kämpfer der Volksmiliz wegen Arbeitsplatzbeschaffung in ein Verwaltungsbüro eintritt und dort am Schreibtisch die Person antrifft, die ihn und weitere pro-russisch demonstrierende Bürger bei Kundgebungen einst verhaftete. Zum Bürgermeister Gorlowkas wurde der ehemalige Aktivist des Euromaidans Stanislaw Kim kürzlich ernannt, was dies als veranschaulichen kann.

Betreffs Achmetow, so ist die Führung der Volksrepublik Donezk auf allen Ebenen mit ihm verbunden. Die Volksrepublik Donezk ist jetzt der Hauptlieferant von Altmetall für das Unternehmen von Achmetow. Die Brigade „Vostok“ widmete sich dem Schutz seines Eigentums, seiner Objekte. Dementsprechend gibt es eine Verbindung zwischen ihm und Chodakowski. Im Grunde ist Achmetow in der Region sehr stark.

In vieler Hinsicht tragen dazu seine freundschaftlichen Beziehungen mit Personen aus Moskau bei, die die Volksrepubliken Donezk und Lugansk steuern. In der Verwaltung des Regierungschefs der Volksrepublik Donezk arbeitet höchst effektiv der ehemalige Leiter des Achmetow gehörenden Fanclubs des Fußballvereins von Donezk „Schachter Donezk“. Es gibt nicht wenige derartige Mitarbeiter. Ich werde mehr dazu sagen. Ein Teil der Abgeordneten, die jetzt im Parlament der Volksrepublik Donezk sitzen und die Wangen aufblasen, war in Listen vermerkt, die nach persönlicher Absprache mit Rinat Leonidowitsch zustande kamen. Und damit habe ich längst nicht alles erzählt … .

Frage: Was läßt nicht zu, in dieser sehr komplizierten Lage für alle der russischen Seite zu Hilfe geeilten Donbass-Bewohner die Hände in den Schoß zu legen?

Jewgeni Tinjanski: Der Glaube daran, dass der Präsident Russlands verstehen wird, daß es noch nicht zu spät ist, sich auf die Patrioten und auf das Volk zu stützen. Der Glaube daran, dass die Stimme des Donbass endlich gehört werden wird.

Frage: Wie bewerten Sie die kritischen Bemerkungen Strelkows an das Ministerium für Verteidigung der Volksrepublik Donezk und den Kreml. Ist dies der Durst nach Revanche nach dem Rücktritt oder die Sorge um den großen Kampf für das künftige Neurussland?

Jewgeni Tinjanski: In der Mehrheit der Bemerkungen von Strelkow widerspiegelt sich der reale Stand der Dinge. Er ist über die Situation in unserer Armee sehr gut informiert. Von der Kampfmoral und Motivation her war die Volksmiliz kampfstärker.

Strelkow versteht sehr gut, dass die jetzige Situation gegen Russland und gegen Russlands Präsidenten arbeitet, welchen zu unterstützen er erklärt. Ja, mit den Handlungen des Präsidenten Russlands ist Strelkow nicht immer einverstanden und kritisiert oft. Gleichzeitig hebt er dabei stets hervor, dass derzeit in den Augen des Volkes nur Putin über die volle Machtbefugnis und Legitimität verfügt. Und stellt sich der Präsident voll auf die Seite der Verteidigung der Russen, dann wird das Volk ihn unterstützen.

In Russland hat sich in letzter Zeit ein Klan von Verrätern herausgebildet. Konkret war er immer da. Jedoch saß er sehr leise zusammen und zeigte sich vor allem als eine Lobby. Jetzt spürt dieser Klan, dass der Präsident alles mit einem Wort drehen kann und eine Kurve um 180 Grad machen kann. Deshalb fürchten sie die Wahrheit wie der Teufel das Weihwasser und äußern jene Drohungen, was der jetzige Kurs hinsichtlich Neurusslands nach sich ziehen würde. Gerade deshalb läuft die Dämonisierung Strelkows auf jede Weise und der Versuch, ihn als Feind des Präsidenten u.ä. darzustellen.

Parallel dazu blockierten sie für Strelkow den Zugang zum Fernsehen. Die Feinde haben begriffen, dass er Autorität hat, und daß er als jemand von jenen zitiert wird, der hilft, die Menschen um die Interessen Russlands und um den Präsidenten zu scharen.

Im Endeffekt sehen wir im Fernsehen immer die einen und gleichen Sprecher, die über ein und dasselbe reden. Aber wenn Strelkow nur könnte … wenn er über die Informationsmittel verfügen könnte, dann würden wir sehen, dass von diesem einen Sprachrohr faktisch alle Menschen und alle Kräfte mobilisiert werden, auf die sich Putin stützen könnte. Auf dieser Liste würden wir auch Wolodina und ONF und Kadyrow und Schojgu und sogar „Einiges Russland“ sehen.

Haben Sie wahrgenommen, was für eine Zahl an Menschen „Einiges Russland“ verlassen würden, weil diese Menschen die westlich orientierte Richtung deklarieren? Und welches Sudeln mit Negativem gegenüber ОNF haben Sie bemerkt?

Das alles ist im Komplex eine Marginalisierung der patriotisch eingestellten Menschen, zu denen sich auch Strelkow zählt, andererseits zugleich auch ein Teil der Maßnahmen zur Zerschlagung der Stützen des Präsidenten und Russlands. Die banale Auswechselung der Begriffe, wo sie aus den wahren Patrioten die Feinde des Vaterlandes machen wollen.

Frage: Wird es das grosse Neurussland geben?

Jewgeni Tinjanski: Eindeutig ja. Jetzt oder später. Eindeutig ja, und es wird Teil Russlands sein.

Frage: Womit werden Sie sich nach dem Krieg beschäftigen?

Jewgeni Tinjanski: Alles hängt davon ab, wann der Krieg zu Ende gehen wird. Ich habe eine ziemlich gute Bildung und nicht wenig Erfahrung in der ehrenamtlichen gesellschaftlichen Arbeit und der Leitung eines großen Kollektivs. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich in Russland zurechtfinden und verwirklichen kann.

Neurussland ist Russland. Neurussland war dies immer und wird nicht davon abhängig sein, welche Fahne hier über der Verwaltung hängt. Es muss wieder in den Krieg gezogen werden. Dies werde ich machen. Man muss für eine Übergangsperiode Elemente der Staatlichkeit in Neurussland aufbauen. Dies werde ich machen.

Ich bin überzeugt, dass dies alles nicht umsonst gewesen sein wird. Wir machen die Geschichte des großen Russlands. Konkret von uns hängt ab, ob diese Geschichte eine Geschichte des Sieges oder der Schande werden wird. Schon jetzt wollen sie uns die Siege wegnehmen, die wir in der Vergangenheit erkämpft haben. Sie wollen für uns die Geschichte wiederholen.

Für das Erringen eines siegreichen Ergebnisses werde ich persönlich alles tun, was in meinen Kräften steht.

Frage: Danke für die umfassenden Antworten. Und bis zu weiteren Begegnungen auf den Seiten unserer Agentur.

Das Interview führte Anna Scherschnjowa, speziell für die Nachrichtenagentur „Novorossija“

Fotos: aus dem persönlichen Archiv von Jewgeni

Quelle: http://www.novorosinform.org/articles/id/4900

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