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Igor Strelkow – Höchstwahrscheinlich interveniert die Türkei in Syrien demnächst

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Höchstwahrscheinlich interveniert die Türkei in Syrien demnächst

von Igor Stelkow
übersetzt von MATUTINSGROUP

Rusvesna.ru, 10. Februar 2016 – 20:32 Uhr.-   Assads Truppen erreichten die Grenze zur Türkei. Die russische Armee verlegt umfassend in den Süden, Luftlandetruppen wechseln die Flugplätze, die Kaspische Flotte ist in See gestochen. Der Präsident der Türkei Tajip Erdogan hält eine Dringlichkeitssitzung mit den Militärs wegen der Sicherheit in der Region ab. Zuvor erklärte der Präsident der Türkei auch, dass die Handlungen Russlands in Syrien einen Besatzungscharakter tragen. Ob der Krieg gegen die Türkei in der allernächsten Zeit kommt?

Igor Iwanowitsch Strelkow, Vorsitzender der Bewegung „Neurussland“, Vorsitzender des „Komitees 25. Januar“, meint:

Höchstwahrscheinlich wird die Türkei in Syrien in den nächsten Tagen intervenieren.

Ich meine, dabei handelt es sich nicht nur um einen bewaffneten Konflikt mit der Türkei (was in der Perspektive nicht den Übergang zu einem umfassenden Krieg ausschließen würde), sondern um einen ganzen Komplex an bewaffneten Konflikten, die gegen Russland aus verschiedenen Stoßrichtungen losgetreten werden.

Aber ich werde am Anfang beginnen.

Ich bin mit denjenigen Beobachtern völlig einverstanden, die bei diesem Thema schreiben, daß die Türkei an ihren Grenzen die Bildung eines stabilen kurdischen Staates nicht verhindern kann (wobei der Weg dorthin noch nicht erkannt ist). Aber insbesondere befindet sich der kurdische Staat im Bündnis mit Assad, für dessen Sturz die Türkei sehr starke Kräfte und große Mittel eingesetzt hat, so daß es kaum eine Chance auf eine Versöhnung gibt.

Das russische Expeditionskorps (vor allem seine Luftstreitkräfte und die Aufklärungskomponenten) hat das negative Drehbuch zu überwinden. Ihm zufolge sollte die inhomogene Koalition verschiedener islamistischer sunnitischer Gruppierungen mit Unterstützung auch durch die Türkei am Ende des vergangenen Jahres bzw. zu Beginn dieses Jahres dem „Regime Assads“ eine endgültige Niederlage beibringen und die mit Assad verbündeten alavitischen Restkräfte in Enklaven verdrängen sowie die sich vorübergehend mit Assad verbündeten Kurden später vornehmen.

Obwohl die „Siege“ im russischen Fernsehen stärker beworben und größer dargestellt werden, als sie in der breiten Realität sind, hat immerhin das sehr bunte Konglomerat der einigermaßen kampffähigen syrischen Truppenverbände, der iranischen Freiwilligen, der Chasarejzew-Söldner, der „Hisbollah“-Kämpfer mit der Unterstützung der russischen Luftwaffe und Artillerieverbände langsam aber konkret begonnen, die nahe der Grenze mit der Türkei gelegenen Gebiete der Bezirke Latakia und der Provinz Aleppo einzunehmen. Und im unmittelbaren Bündnis mit den vorrückenden Kurden gelang es, Aleppo abzuriegeln, dessen volle Beherrschung für alle Kriegsparteien von kolossaler Bedeutung ist.

Für die von Istanbul gelenkten „gemässigten Islamisten“ und Nationalisten ist die Niederlage ihrer Mündel nicht nur aus Prestige-Gründen unzumutbar, sondern einfach auch deswegen, weil sie dort die Folgen ganz rational bewerten. Der Krieg wird auf das Territorium der Türkei fliessend übergreifen, da sich direkt dorthin zur Befreiung der von den Kurden besiedelten Gebiete die größten Anstrengungen der feindlichen kurdischen Peschmerga-Miliz nach der wesentlichen Säuberung der Grenzbezirke Syriens in ihrem und in Damaskus‘ Sinn richten werden.

Bedingt trifft zu, daß wie auch der Donbass der „Garant“ bezüglich einer Verschärfung der Situation an den Grenzen zur Krim ist, wohin die gesamte große ukrainische Straf-Streitmacht sofort abkommandiert werden würde, so sind auch die türkisch kontrollierten Kämpfer auf dem Territoriums Syriens für die Türkei der „Garant“ bezüglich eines Kurdenaufstands direkt auf ihrem Territorium.

Deshalb hat die türkische Führung im wesentlichen einfach keine Wahl. Höchstwahrscheinlich werden sie „mit der Kraft des am Grab Stehenden“ in den nächsten Tagen in Syrien eindringen. Was fast optionslos zur direkten Konfrontation mit der Syrischen Armee und den sie unterstützenden russischen Streitkräften führen wird.

Anschließend kann der Verlauf des Geschehens variantenreich werden. Der Kampf kann sowohl intensiv als auch umfassend oder begrenzt geführt werden.

Jedoch werden die Türken die Meerengen am Bosporus und die Dardanellen, wo sich der Löwenanteil der Versorgung unseres Expeditionskorps abspielt, für die Passage der russischen Kriegs- und Frachtschiffe schließen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Türken auch die Schließung des Luftraums über den Grenzgebieten zu Syrien erklären, was die Versorgung für unsere Stützpunkte in Latakia äusserst erschweren wird, sofern sie nicht völig eingestellt werden müßte.

Was erwartet uns weiterhin? Können die Streitkräfte Russlands (in erster Linie das Expeditionskorps in Syrien) die türkischen Armee auf dem Territorium Syriens schlagen oder sie zum Beenden der Intervention zwingen?

Diese gestellte Frage muß negativ beantwortet werden. Es gibt wesenseigene Grundlagen der Militärkunst, die der wissenschaftlich-technische Fortschritt und sogar unser sich allmächtig dünkendes „Zentrale Fernsehen“ nicht aufheben kann. Durch die erhebliche Entfernung von den Stützpunkten, die keine großen Vorräte an Ort und Stelle haben, wo noch dazu die eingerichtete Versorgungslinie gekappt wird, ist unser zahlenmäßig kleines Expeditionskorps künftig zur Niederlage verdammt. Er wird einige Tage, Wochen oder gar Monate durchhalten, was keine Rolle spielt. Das Schicksal der Festung von Port Arthur, die trotz heldenhafter Verteidigung gezwungenermaßen die Waffen unter den Bedingungen der vollen Blockade streckte, kann sich nach 111 Jahren wiederholen.

Und die Geschwindigkeit der Niederlage hängt nicht nur nicht so viel von den Erfolgen in den ersten Tagen der Kämpfe ab, sondern davon, wie entschlossen und kampfstark der Gegner,  die türkische Armee, ihre Luftwaffe und ihre Flotte vorgehen. Wenn auch die Türken nicht über die „modernsten“ Luft- und Raketensysteme verfügen, die, wenn unseren Massenmedien zu glauben ist, die russischen Verbände in Syrien beschießen, so ist ihr wesentlicher Vorteil nach Kräften und Mitteln auf dem konkreten Kriegsschauplatz unbestreitbar vorhanden und lässt ihre Nähe zu den Stützpunkten deren Versorgung zu, um die Ressourcen „in-line“ zu ergänzen, wie es jetzt in ihrem Jargon heißt.

Anzumerken ist, dass die Türken faktisch die Initiative besitzen werden, weil sie „den ersten Zug“ im beginnenden „blutigen Spiel“ machen werden. Und unsere Militärs werden auf ihn zu reagieren gezwungen sein. Für diejenigen, die sich mit Strategie und Taktik auskennen, ist die Bedeutung dieses Faktors klar. Der Besitz der Initiative ist das Pfand des Erfolges einer beliebigen Handlung.

Darüber hinaus kann man nicht auf eine „relative Passivität“ der Türkei setzen. Erdogan und seine Anhänger werden aus rein innenpolitischen Gründen einen schnellen und entschlossenen Sieg anstreben, um den Kampfgeist und die patriotischen Stimmungen der Bevölkerung im bevorstehenden sehr schweren Konflikt mit der sehr geschwächten aber immerhin Großmacht Rußland zu heben, was nötig sein wird, weil die einstigen bewaffneten Auseinandersetzungen mit Rußland für die Türken fast immer außerordentlich kläglich zu Ende gingen.

Was kann die Russische Föderation einer türkischen Invasion in Syrien entgegensetzen? Nur begrenzt innerhalb Syriens fast nichts. Das Expeditionskorps wesentlich zu verstärken, bedeutet nur, die zur Niederlage verdammten Verbände und Einheiten noch mit irgendeiner Zahl von Truppenangehörigen und Kampftechnik zu „ergänzen“. (Ich berücksichtige die syrische Armee grundsätzlich nicht. Als Ergänzung des militärischen Dreiparteienbündnisses ist sie nicht mal fähig oder erfolgreich, mit den unvollkommenen Rebellengruppen der Islamisten und der übrigen „Oppositionellen“ zu kämpfen.)

Doch davon läßt sich das Ergebnis nicht ändern. Um unser Expeditionskorps vor der Zerschlagung zu retten, ist die Türkei möglichst zu zwingen, in die Ausgangsstellungen zurückzukehren, was nur ein umfassendes militärisches Vorgehen gegen ihre gesamte militärische Infrastruktur zu schaffen vermag. Und zwar auch außerhalb Syriens.

Und dies ist dann schon kein Konflikt mehr. Dies ist natürlich ein Krieg. In welchen sich die NATO einmischen kann, deren vollberechtigtes Mitglied die Türkei war, ist und bleibt.

Und selbst wenn sich die NATO nicht einmischen würde? Mit Raketensalven gewann niemand Kriege. Die Türkei hat eine starke Luftwaffe, befriedigende Landstreitkräfte sowie eine relativ starke Flotte. Wir haben keine direkte Grenze mit der Türkei, sondern lediglich eine Seegrenze mit ihr..

Dafür haben wir eine Grenze mit der Ukraine. Und im Donbass hat sich in allen letzten Tagen die Situation ständig aufgeheizt. Gerade hier werden sich wahrscheinlich die ersten harten Bodengefechte des neuen Krieges konkret abspielen, in welchem die Ukraine offenkundigerweise ihren türkischen Verbündeten präsentieren wird. Und die Landengen zur Krim werden nicht unangetastet bleiben, auch Transnistrien nicht… Unsere Friedenstruppen brachte Surkows Zutun zuvor in „Versöhnung“, auf daß Russland an zwei Fronten wird kämpfen müssen.

Wenn der Krieg anfangen wird, dann wird er für Russland allgemein hart und kaum sofort „siegreich“ sein. Und, unter Berücksichtigung dessen, dass unsere „parteiisch-wirtschaftliche“ Elite wie schon vor zwei Jahren sich schneller zu ergeben beabsichtigt, stehen die „Übeltäter“ bereit zur Sabotage auf allen Ebenen. Genug von denen haben wir …

Vom Syrienkrieg war von Anfang an nichts Gutes zu erwarten, wie ich es von den ersten Tagen an geschrieben und gesagt habe. Auch jetzt nicht.
Ich werde auf die Mobilmachung warten. Ohne sie wird es teuer werden.

Quelle: http://rusnext.ru/recent_opinions/1455121965

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