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Der Jahrestag des Abzugs aus Slawjansk

Der Jahrestag des Abzugs aus Slawjansk

von Coronel Cassad
übersetzt von MATUTINSGROUP

Livejournal, 05. Juli 2015 – 16:04 Uhr.-  

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1. Der unmittelbare militärische Grund der Aufgabe von Slawjansk war die operative Einkreisung, in welcher sich die Slawjansker Gruppierung nach dem Durchbruch der Junta bei Nikolajewka befunden hatte. Ihr Schicksal wäre im Falle eines Ausharrens in Slawjansk nach dem Verlust von Nikolajewka besiegelt gewesen, denn der Gegner hätte die Blockaden im Gebiet der Wege Richtung Kramatorsk und unter den Bedingungen mangelhafter Truppenversorgung gefestigt. Der Gegner hatte konkret begonnen, die Stadt Slawjansk durch seine Artillerie zu zertrümmern. Demgegenüber hatte die Garnison in Slawjansk nicht genügend Kampftechnik, um eine Angriffshandlung durchzuführen und sah sich den Bedingungen einer vielfachen kräftemäßigen Überlegenheit des Gegners ausgesetzt.

Die Gründe für den Fall von Nikolajewka sind vollkommen trivial. Unter den Bedingungen der Überlegenheit der Kräfte des Gegners (was bei der Kampfmitteltechnik in die Dutzende Male ging), konnten die Volksmilizangehörigen die breite Front nicht abdecken und eine gestaffelte Verteidigung nicht aufbauen. Infolge des Angriffs war Nikolajewka abgeschnitten.

Die Gruppe „Motorola“ hat sich faktisch in einer Einkreisung befunden. Am Vorabend des Angriffs war „Sprengmeister“ desertiert. Gleichzeitig waren die Minen aus den panzergefährdeten Gebieten entfernt worden. Der große Teil der in den Händen der Volksmilizangehörigen vorhandenen Panzerabwehrwaffen hat nicht angesprochen.

Faktisch hatte ich später Gelegenheit, mit jenen Menschen zu sprechen, die den dort eingeschlossenen Gruppierungen in Slawjansk selbst die Waffen brachten. Keine 12.000 automatische Schnellfeuerwaffen gab es. (Dort waren einfach nicht so viele Menschen – beim Rückzug nach Donezk gab es ca. 2.500 Personen.) Es gab interessante Panzerabwehrtechnik. Nur was davon einsatzfähig war, wurde oft falsch gehandhabt, weil das die Kampftechnik bedienende Personal dafür nicht ausgebildet worden war.

Wenn die Junta auf den Videos im Grunde die nicht gerade zahlreichen in Slawjansk erbeuteten Trophäen präsentiert, kann man unter ihnen Panzerabwehrwaffen erkennen (Anlass zum Streit, ob es da Schlamperei oder bewusste Diversion gab). Desweiteren haben im offenen Gelände die Panzer des Gegners mit massiven Artillerie-Unterstützung ziemlich leicht die Verteidigung der Volksmilizangehörigen durchbrochen. Der letzte Weg für die Versorgung der Volksmiliztruppen in Slawjansk wurde abgeschnitten.

Eigentlich hatte sich schon im Juni gezeigt, dass das Hauptproblem nicht bei den kleinen Feuerwaffen lag, an denen es nicht mangelte, sondern es mangelte an Panzerabwehrmitteln, an Artillerie und an Panzern. Deshalb brachen bis Ende August die Panzertruppen des Gegners sowohl in der Volksrepublik Donezk als auch in der Volksrepublik Lugansk leicht durch die Front und stiessen tief in grosse Teile unseres Hinterlands vor. Was dann später dem Gegner einen bösen Streich spielen sollte, als sich diese durchbrechenden und weit vorstossenden Truppenverbände abgeschnitten in den Kesselschlachten wiederfanden.

2. Nicht nur Slawjansk aufzugeben, sondern auch Kramatorsk, Druschkowka und Konstantinowka, beruhte ebenfalls auf zwei militärischen Gründen.

Der Gegner nutzte erstens genauso leicht den Mangel an Panzerabwehrmitteln und schwerer Kampftechnik aus, um die Stellungen der Volksmilizangehörigen einzunehmen und sie von Versorgungswegen abzuschneiden.

Zweitens setzte sich im Hinterland die Erstarkung der gegnerischen Kräfte fort. So in den Garnisonen der Junta in Artjomovsk (wo die Panzerbasis verblieb und nicht eingenommen worden war, so dass die Junta von dort Technik heranführen konnte). Und im Kleinwaffenlager von Soledar, welches von den Sondertruppen bewacht wurde, und wo Pläne für eine Einnahme der Lagerhäuser nicht umgesetzt wurden, so dass ein Teil dieser Waffen aus diesen Lagerbeständen von den Volksmilizangehörigen und den Angehörigen des „Rechten Sektors“ gekauft wurden. Dementsprechend konnte bei der weiteren Aktivierung der Handlungen der Gegner im operativen Hinterland der Gruppierungen von Kramatorsk sich auf diese Garnisonen stützen.

Vom militärischen Standpunkt her verschlechterte sich die Situation für Slawjansk seit Juni, als Krasny Liman fiel. Die Volksmilizangehörigen erlitten eine empfindliche Niederlage bei Jampol. Nur mit Mühe wurden ihre Stellungen in Semenowka und in den Vororten von Slawjansks noch gehalten.

Die grosse Offensive, welche die Junta am 1. Juli einleitete, konnte erst Ende August gestoppt werden. Auf Video http://colonelcassad.livejournal.com/2162567.html
ist gut sichtbar, wie kritisch die Lage auf den Fronten war, als dort alles an einem seidenen Faden hing.

Dann kam allen Ernstes die Meinung auf, dass die Volksmilizkämpfer niedergekämpft werden und der Krieg nicht lange weitergehen würde (was dann weiter werden würde, sah man kaum voraus).

3. Der Ausbruch aus der operativen Umzingelung war unter dem Aspekt der Verluste relativ erfolgreich verlaufen, obgleich nicht verlustlos. Aufgrund eines Fehlers wurde der Kommandeur der Panzergruppe getötet. Und der Gegner konnte die Nachhut der abziehenden Fahrzeugkolonne mit seiner Artillerie beschiessen. Vom Gesichtspunkt der Volksmiliztruppen her gelang es, faktisch alle aus der Einkreisung herauszuführen. (Obwohl einige nach einigen Tagen des Herumirrens im Hinterland des Gegners auch im Zusammenhang mit den Kampfhandlungen aus dem Kessel ausbrachen.)

Ein „freier Korridors“ war dies natürlich nicht. Der Gegner erwartete, dass Strelkow in Slawjansk passiv ausharren würde, bis sie dort von einem doppelten Einkesselungsring umgeben sein würden, um sie dann mit der Artillerie zu zermalmen. In bei Debalzewo erbeuteten Geheimdokumenten der SBU vom 3. Juli 2014 (das Dokument sollte geheim bleiben bis 2019) http://colonelcassad .livejournal.com/2085308.html sind außer der allgemeinen Einschätzung der Stärke der Volksmilizverbände Behauptungen enthalten, dass in den nächsten Tagen Strelkow weiterhin Slawjansk verteidigen würde. Gleichzeitig wird in jenem Aufklärungspapier darauf hingewiesen, dass sich die Führung der Volksrepublik Donezk auf „die Evakuierung“ aus Donezk vorbereitet. In diesem Plan verfehlte die Aufklärung des Gegners die mit dem Abzug aus Slawjansk verbundenen Vorbereitungshandlungen. Was beweist, dass Strelkow das taktische Überraschungsmoment erreichte.

4. Die Ankunft Strelkows in Donezk brachte alle Karten der sich auf die Übergabe der Stadt vorbereitenden „Friedensstifter“ durcheinander. Kurz zuvor im Juni 2014 haben sie noch Mariupol einfach übergeben.

Wahrscheinlich existierten dieselben Gründe, weshalb sie Mariupol im September nicht einnahmen. Aller Wahrscheinlichkeit gab es schon im Juni die Vereinbarung mit Achmetow über Mariupol für die Erhaltung seines Imperiums. Laut Aussage eines aktiven Teilnehmers des Widerstands in Mariupol, der an der Erbeutung der Kampftechnik des ukrainischen Militärs und an den Ereignissen dort am 9. Mai teilnahm, waren für die wirksame Entwicklung des Aufstands in Mariupol dann einige Wagenladungen mit Schnellfeuerwaffen erforderlich, die dort nicht angekommen sind. So wie zugleich auch in Donezk der ukrainische Machtapparat und die ukrainische Miliz erhalten geblieben waren.

Nach der Ankunft Strelkows in Donezk verschwanden rasch die der Junta gegenüber unterwürfigen Beamten und Militärs. Später erkannte auch
http://colonelcassad .livejournal.com/1918366.html der ehemalige Bürgermeister von Donezk, Lukjantschenko an, dass wenn Strelkow sich nicht nach Donezk zurückgezogen hätte, „der Konflikt gelöst worden wäre“. Er enthüllte das Vorhandensein einer Verschwörung zur Übergabe von Donezk an die Junta/Achmetow Anfang Juli 2014. Faktisch bestätigt ist, dass es diesbezüglich noch im Juni 2014 Konsultationen mit Achmetow und Kolomoisky gegeben hatte.

Außer Lukjantschenko und Poschidajewa haben ihre Posten dann Puschilin und „Einheitsverfechter“ Chodakowski verloren. Im Grunde ist die derzeitige damals begonnene hysterische Hetze gegen Strelkow http://colonelcassad .livejournal.com/1652174.html eine Folge der abgekarteten Pläne, die Strelkow durchkreuzt hatte.

Und die Bewertung dessen, dass die Hetze nicht aufhört, ist in Wahrheit eher der Versuch, Strelkow zum Buhmann für das Geschehen im Donbass 2014 zu machen, und dies wirft viele Fragen auf. Selbst wenn ihm niemals ermöglicht werden wird, in die Volksrepublik Donezk rückzukehren, hat er seine Hauptaufgabe erfüllt und sich seinen Platz in der Geschichte dadurch gesichert.

5. Von den Tatsachen her hat Strelkow die Hauptaufgabe gelöst. Nach der Ende April 2014 erfolgten Ablehnung einer Truppenentsendung Russlands in die Ukraine verlor Slawjansk seine militärische Bedeutung im Hinterland der Gruppierung der ukrainischen Truppen, welche die Grenze zur Russischen Föderation kontrollierten. Die Gruppierung Strelkows löste die Aufgabe, die Bildung der Volksrepublik Donezk abzusichern und band bei Slawjansk die Hauptkräfte des Gegners. Diese Aufgabe wurde erfolgreich gelöst.

Dadurch wurden 3 Monate Zeit gewonnen. Ungeachtet der Sabotage in Donezk eskalierten die friedlichen Protest der Periode von März/April 2014 in die Bildung einer ausgerüstetev Volksmiliz, die im Juli und August 2014 (natürlich durch die Hilfe des „Nordwinds“) der regulären ukrainischen Armee widerstehen konnte, welche ungeachtet einer Reihe von operativen Erfolgen dann etliche schwerste Niederlagen erlitt. Diese Volksmiliz ist heutzutage bereits zu einer Armee geworden, die die Verteidigungsfähigkeit der Republik gewährleistet.

Ausser Zeitgewinn brachte Strelkow auch den kampfstärksten und erfahrensten Kern des bewaffneten Volksaufstands aus der Umzingelung heraus, welcher eine entscheidende Rolle bei den Kampfhandlungen im Sommer 2014 spielte. Die geretteten Truppen nahmen an den ersten Kesselschlachten des Krieges teil, als der Südkessel geformt wurde, dessen Bildung von Strelkows Händen erfolgte. Einige von denen, die später in kleine Positionen aufstiegen und noch immer wichtige Posten in der Führung des Landes innehaben (wie „Cap“, der bis kürzlich stellvertretender Verteidigungsminister war) oder „Motorola“, einer jener verdienstvollen Helden, waren von ebenfalls Strelkow für die künftigen Siege gerettet worden, während erwartet worden war, dass alle diese Leute in Slawjansk in der Einkreisung umkommen würden und die Junta nicht daran hindern würden, Donezk einzunehmen. Mehr noch, einige meinen sogar, sie wären dort nach Poroschenko-Muster umgekommen http://colonelcassad.livejournal.com/2067371.html, welcher das bereits völlig eingekreiste Debalzewo um jeden Preis zu halten befahl. Was daraus folgt, haben wir im schrecklichen Winter gesehen, als wir die erbitterten Resttruppen des Kessels und auf den Fluchtwegen zu sehen bekamen.

Daher ist es ein Jahr nach dem Abzug aus Slawjansk offenkundig, dass dies der richtige Schritt gewesen ist, welcher zusammen mit der in den vorangegangenen Monaten erfolgten Bindung des Gegners bei Slawjansk der Volksrepublik Donezk das Überleben im schwierigsten Moment ihrer Bildung ermöglichte, so dass Strelkow mit Sicherheit einer der Gründungsväter von den tatsächlichen Handlungen her ist.

Eine kürzlich erfolgte Umfrage in Russland ergab eine Befürwortung von Strelkows Haltung http://www.levada.ru/01-06-2015/vospriyatie-i-strelkova-i-vozmozhnogo-uchastiya-rukovoditelei-donbassa-v-rossiiskoi-polit wie auch zum Militär.

Im „Russischen Frühling“, einer seit dem Krieg in Neurussland zu lesenden Website, wurde Strelkow 2014 der Mann des Jahres http://colonelcassad.livejournal.com/1981016.htm gemeinsam mit Mosgowoj, Bednow, Zarew und den unbekannten Volksmilizkämpfern. Insgesamt werden wegen der von Strelkow getroffenen und von der Gesellschaft gebilligten schwierigen Entscheidung, trotz der Versuche von Strelkows Gegenspielern zu den Waffen zu greifen (auch wenn offenkundig niemand Begeisterung für die Aufgabe von Städten empfindet), die Hunde auf ihn gehetzt.

Wie sagte Churchill es über die Operation „Dynamo“: „Kriege werden nicht durch Evakuierungen gewonnen.“ Und der Abzug aus Slawjansk war ganz gewiss keine siegreiche Handlung.

Das war eine erzwungene Entscheidung in einer kritischen militärischen und politischen Situation, die im frühen Juli in Slawjansk und Donezk vorherrschte. Die Zeit hat lediglich die Richtigkeit der Entscheidung bstätigt, denn trotz aller Zweifel des vorigen Jahres existiert die Volksrepublik Donezk und wird sie weiterhin exisistieren, und zwar einschliesslich dank Strelkow.

PS: Nützliche Links zum Thema:

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http://colonelcassad.livejournal.com/1647636.html – Славянск и „молчание“
http://colonelcassad.livejournal.com/1645290.html – Итоги боев 2 июля
http://colonelcassad.livejournal.com/1645317.html – Обстановка под Славянском 3 июля
http://colonelcassad.livejournal.com/1646841.html – Итоги боев 3 июля
http://colonelcassad.livejournal.com/1867990.html – О предательстве „Минера“
http://colonelcassad.livejournal.com/1649974.html – Отступление
http://colonelcassad.livejournal.com/1908204.html – О военных причинах оставления Славянска.
http://colonelcassad.livejournal.com/1649686.html – Славянск уже не виден
http://colonelcassad.livejournal.com/1664840.html – Об отходе из Славянска
http://colonelcassad.livejournal.com/1651508.html – Умри, но не сейчас
http://colonelcassad.livejournal.com/1654601.html – Мы уходили последними
http://colonelcassad.livejournal.com/1650677.html – „Свободный коридор“
http://colonelcassad.livejournal.com/1653803.html – Вышедшие из окружения
http://colonelcassad.livejournal.com/1658758.html – Из небытия
http://colonelcassad.livejournal.com/1661754.html – Наступление хунты: Промежуточные итоги. 12 июля

Quelle: http://colonelcassad.livejournal.com/2269680.html

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