Die fünf Wege für die Volksrepubliken Donezk und Lugansk
von Konstantin Schemelinin
übersetzt von MATUTINSGROUP
„Russischer Frühling“, 28. Juli 2015 – 13:54 Uhr.-
Weg 1: Die nichtanerkannten unabhängigen Republiken
Zu Beginn des Konflikts 2014 lebten in den Regionen Donezk und Lugansk 6,5 Millionen Mneschen. Im Frühjahr 2015 betrug die Bevölkerung in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk 3,5 Millionen Menschen.
Im Fall einer Beendigung der Kampfhandlungen werden die meisten Flüchtlinge zurückkehren, so dass dann in den vom Kiewer Zentralregime nicht kontrollierten Gebiet ca. 4-5 Millionen Menschen leben werden.
Das sind viele Menschen. So viele Menschen leben beispielsweise in Dänemark, Norwegen, Finnland, Neuseeland, Singapur und anderen Ländern. In der nichtanerkannten Transnistrischen Moldau-Republik leben z.B. nur 500.000 Menschen.
Darüber hinaus ist das nicht von Kiew kontrollierte Territorium reich an Kohle und an Fachkräften für eine entwickelte Schwerindustrie, so dass viele Länder mit so reichen Partnern Wirtschaftsbeziehungen entwickeln wollen.
Daher ist die Existenz in Form von nichtanerkannten Ländern für die Volksrepubliken Donezk und Lugansk unwahrscheinlich. Langfristig werden die Volksrepubliken Donezk und Lugansk eher von vielen Ländern in der Welt anerkannte Staaten werden.
Weg 2: Unabhängige Republik, anerkannt
Die Anerkennung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk durch zumindest einige Länder der Welt wird ihnen die Aussichten eröffnen, Kredite zu erlangen, Technologie und Waffen zu erwerben. Mariupol, Slawjansk, Sewerodonezk, Lissitschansk und viele andere jetzt von der Ukraine kontrollierte Städte, die die Volksrepubliken Donezk und Lugansk als ihnen zugehörig betrachten, sind die Basis für den zukünftigen militärischen Konflikt.
Die teilweise internationale Anerkennung wird den Volksrepubliken Donezk und Lugansk ermöglichen, sich selbst angemessen zu bewaffnen und zu versuchen, die Ukraine auf den jetzt von ihr besetzten Gebieten in den Territorien der einstigen Regionen Donezk und Lugansk militärisch zu schlagen.
Die Einnahme von Mariupol und den anderen grossen Städten kann nur eine grössere Niederlage der Armee der Ukraine mit sich bringen. Und eine solche Niederlage eröffnet den Volksrepubliken Donezk und Lugansk die Möglichkeit, ein Gross-Imperium zu bilden, welches sich von Charkow bis nach Odessa über Dnjepropetrowsk und Saporoschje erstreckt.
Weg 3: Die Bildung Gross-Neurusslands (von Charkow bis nach Odessa)
Dieser Weg führt die Volksrepubliken Donezk und Lugansk in einen umfassenden bewaffneten Konflikt mit Kiew, wobei er ausgezeichnete Perspektiven eines „Gross-Neurusslands“ eröffnet. Während die Ukraine dabei Häfen, grösste Kraftwerke, Industrie und viele Rohstoff-Vorkommen verliert.
Die Bildung eines Grossen Neurusslands brächte derzeit Kiew auf die Knie und würde aus der Ukraine ein armes festgefahrenes Agrarland mit keinerlei Bodenschätzen und ohne Industrie machen.
Zusammenfassung dieser drei Wege für die Volksrepubliken Donezk und Lugansk
Wie kann man die Ukraine veranlassen, den Verlust von Mariupol, Odessa, Charkow, Nikolajew, Cherson, Dnjepropetrowsk und anderer Städte zu akzeptieren?
Dies gelingt nur durch die Verursachung völliger militärischer Niederlagen für die Streitkräfte der Ukraine. Es gibt keinen anderen Weg!
Aber die Niederlage der Armee der Ukraine öffnet der Armee Neurusslands den Weg nach Kiew!
So lief das auch im 2. Weltkrieg, als die Deutschen Moskau erreichten und den Russen ermöglichten, Berlin einzunehmen.
Würden die siegreichen Truppen Neurusslands im Fall der Kontrolle des halben Territoriums der derzeitigen Ukraine von Kiew ablassen und es nicht zu stürmen versuchen, um ihre Bedingungen den Besiegten zu diktieren?
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird man dies versuchen. Das Ergebnis aber wird sein: Der Weg der Volksrepubliken Donezk und Lugansk führt ihre Truppen nach Kiew.
Bemerkenswert ist, dass dies schon so im Bürgerkrieg war …
Ende 1917 wurde die Ukrainische Nationale Republik (UNR) mit der Hauptstadt Kiew geschaffen. Und in Charkow wurde die Ukrainische Volks- und Sowjetrepublik (als ein sich weiterentwickelnder Staat) geschaffen.
1918 wurde die Republik Donezk-Kriwoj Rog gebildet, welche erst ihre Hauptstadt in Charkow und dann in Lugansk hatte. Die Ukrainische Volks- und Sowjetrepublik wurde zur Ukrainischen Sowjetrepublik (USR), welche die Republik Donezk-Kriwoj Rog einschloss. Die Ukrainische Sowjetrepublik (USR) hörte 1918 auf zu existieren, jedoch gründete sich aus ihr die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR) mit ihrer Hauptstadt in Charkow.
Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR) zerschlug die Ukrainische Nationale Republik (UNR), nahm Kiew ein und brachte das Land 1919-1920 unter ihre Kontrolle. 1934 wurde die Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (USSR) von Charkow nach Kiew verlegt.
Wie ersichtlich gab es die Einnahme Kiews durch Truppen aus Charkow, Dnjepropetrowsk und Donezk bereits vor 100 Jahren. Daher wäre es keine Überraschung, wenn in den nächsten 3-5 oder 10 Jahren Kiew von den Truppen Neurusslands eingenommen werden würde.
Weg 4: Der Beitritt der Volksrepubliken Donezk und Lugansk zu Russland
Der Beitritt der Volksrepubliken Donezk und Lugansk zu Russland bedeutet im gegenwärtigen Zustand einen Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Moskau betreibt derzeit keine aggressive Expansionspolitik, daher ist ein Krieg für Moskau nicht erforderlich.
Der Beitritt der Krim zur Russischen Föderation 2014 zeigte auf, dass Russland nur zu friedlichen territorialen Erweiterungen bereit ist. Würde die Ukraine den Volksrepubliken Donezk und Lugansk erlauben, ein Referendum über den Beitritt zu Russland abzuhalten und ihnen helfen, so ein Referendum abzuhalten, dann würde wahrscheinlich Moskau nichts dagegen haben, weiteres Territorium zu erwerben.
Aber die Haltung der Ukraine besagt, dass ein Referendum für einen Beitritt eines Teils ihres Landes zu einem anderen Staat die Grundlage der Ukraine, d.h. ihre territoriale Integrität untergräbt. Freiwillig kann keine Regierung der Ukraine darauf eingehen, aber sie kann dazu gezwungen werden.
Jegliche Drohungen mit dem Einsatz militärischer Gewalt oder wirtschaftlicher Erpressung kann die Führung der Ukraine nicht dazu zwingen, freiwillig einen Teil ihres Territoriums aufzugeben, weil die stärksten Länder der Welt, die USA und die EU, Kiews Verbündete sind. Daher kann nur ein siegreicher Krieg die ukrainische Zentralregierung zwingen, auf einen Teil ihres Territoriums zu verzichten.
Nehmen die Truppen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk das Territorium Gross-Neurusslands ein, und nehmen sie dann Kiew ein, dann würde die Führung Neurusslands die Zentralregierung von Kiew zwingen können nachzugeben und so ein Referendum abzuhalten. In diesem Fall ist es möglich, die Frage des Beitritts zu Russland zu stellen. Und zwar nicht nur für Donezk und Lugansk, sondern auch für Odessa, Charkow und Dnjepropetrowsk. Und dies kann sogar zusammen mit Kiew erfolgen! Wahrscheinlich würde Moskau ein solches Referendum anerkennen und annehmen.
Weg 5: Der Verlust der Volksrepubliken Donezk und Lugansk durch den Krieg
Unterliegt die Armee der Volksrepubliken Donezk und Lugansk der Armee der Ukraine, dann werden Donezk und Lugansk zurückfallen in Regionalzentren des Staates, und die Bewohner der Aufstandsregionen werden ihre Hoffnung vergessen müssen, die sie 2014 hatten. In diesem Fall wird die territoriale Integrität der Ukraine gerettet.
Allgemeines Fazit: Die aufständische Bevölkerung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk hat zwei Wege: entweder nach Kiew zu marschieren oder zu verlieren. Wobei die Geschichte zeigt, dass die Donezker eher Kiew einnehmen als umgekehrt die Kiewer Donezk einnehmen würden.
Anmerkung: Solange der Friedensplan „Minsk-2“ in Kraft ist, müssen die Seiten alle ihre Kräfte einsetzen, um ihn in vollem Umfang und ehrlich zu erfüllen. Obwohl die Geschichte auch sagt, dass es jetzt so ist, „als ob ein Frieden wäre“ in der Ukraine, bei dem ständig Wohnhäuser zerschossen und unschuldige Soldaten und die Zivilbevölkerung getötet werden, wodurch dieser Friedensplan immer noch eine Illusion der Diplomaten ist.
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