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Expertenmeinung, Gubarev

Pawel Gubarew: „Wir verstehen immer noch nicht die Bedeutung und den Maßstab des Geschehens“

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Pawel Gubarew: „Wir verstehen immer noch nicht die Bedeutung und den Maßstab des Geschehens“

übersetzt von MATUTINSGROUP

Novorosinform.org, 26. Oktober 2015 – 21:27 Uhr.-   Erneut präsentierte im Äther die Gruppe „DONEZKER REPUBLIK“ ihr Projekt „Dialog mit dem Volk“. Auf die Fragen der Teilnehmer der Gruppe antwortete diesmal der Volksgouverneur des Donbass Pawel Gubarew.

Frage: Pawel, die am meisten gestellte Frage ist, ob Neurussland abgewürgt worden ist oder nicht.

Pawel Gubarew: Niemand hat etwas abgewürgt. Wollten sie es abwürgen, hätten sie es längst abgewürgt. Es ist nicht kompliziert. Der Konflikt ist eingefroren.

Frage: Wie sehen Sie die regelmäßigen Erklärungen der Führung Russlands, dass Neurussland die Ukraine ist? Erst heute erklärte der Pressesprecher Putins als Antwort auf den Vortrag der Ukraine hinsichtlich ihrer Forderungen nach Zahlung einer Trilliardensumme als finanzielle Kompensation wörtlich: „Der Donbass ist die Ukraine.“

Pawel Gubarew: Man muss zwischen Diplomatie und Realpolitik unterscheiden. „Der Donbass ist die Ukraine“ ist nur die diplomatische Formulierung. In Wirklichkeit gibt es kein Merkmal, weder formal noch faktisch, dass der Donbass ukrainisch ist.

Die politische Regierung ist unabhängig von der Ukraine. Der Finanzsektor ist vollständig in der Rubelzone. Der Warenumsatz erfolgt fast zu 100 % mit Russland. Und so weiter.

Die Erklärung „der Donbass ist die Ukraine“ sollte begriffen werden als „der Donbass ist das Piermont Neurusslands“. Ukrainisch im vollen Sinn wird der Donbass niemals werden.

Frage: Gab es beim russischen Frühling zumindest irgendeine Chance, seine Ziele trotz der starken Opposition seitens des Kremls zu erreichen, welcher vor einiger Zeit begann?

Oder war der Aufstand dem Untergang geweiht, nachdem der Kreml entschieden hatte ihn „zu bremsen“?

Pawel Gubarew: Das ist schwer zu sagen. Sich nicht ereignende Geschehnisse vorherzusagen, ist eine undankbare Aufgabe. Aber ich bin sicher, dass unser Kampf noch vor uns liegt. Der Kampf ist langwierig und schwierig. Wir werden stärker werden.

Frage: Was mit den Republiken geschehen sollte, ging aus dem „Minsker Abkommen“ hervor. Aber hat die Offensive begonnen? Ist sie überhaupt realistisch? Wird der Kampf mit dem üblen Bandera-Geist über das gesamte von der Ukraine okkupierte Neurussland bis Odessa weitergehen?

Pawel Gubarew: Dies hängt von vielen Faktoren ab. Für heute ist der Krieg aus seiner heissen Phase nur herausgeführt und auf die Ebene eines eingefrorenen Konflikts übergeleitet worden. Die Aufgabe ist darin zu sehen, den Konflikt auf die politische Ebene zu führen, um weitere Verluste an Menschenleben zu vermeiden. Geht der Gegner trotz Friedensplan zur Konfliktregelung in die Offensive, dann muss ein Vorankommen militärisch erreicht werden. Und in diesem Fall wird natürlich der Sieg unser werden.

Frage: Welches Endziel, welchen finalen offiziellen Status wird Neurussland erlangen? Soll es ein Instrument des russischen Drucks auf die Ukraine mit nachfolgender Übergabe an die Ukraine sein, sobald Moskau und Kiew die Bedingungen der „Übergabe“ vereinbart haben werden? Der hypothetische Anschluss an Russland für die Zukunft? Der Status eines nicht anerkannten Staates nach dem Typ Transnistriens?

Pawel Gubarew: Ich bin davon überzeugt, dass das künftige Drehbuch völlig von uns abhängt. Wie einig, stark und entschlossen wir sind, davon hängen auch die Ziele ab, die wir uns stellen und dann erreichen können.

Frage: Wie sehen Sie die Zukunft Russlands?

Pawel Gubarew: Die Zukunft Russlands ist seine Größe und die Mission, diese Welt gerechter zu machen.

Wenn wir von den Donbass-Vorgängen reden, dann lassen Sie uns bei den Tatsachen anfangen:

1. Der militärische Sieg über die Streitkräfte der Ukraine. Es gab keine Niederlagen.

2. In einem Teil des Territoriums der einstigen Ukraine (Volksrepubliken Donezk und Lugansk) wurde eine neue Rechtstaatlichkeit etabliert, die sich an Russland anlehnt.

3. Faktisch sind diese Gebiete von der Ukraine politisch, wirtschaftlich und mental so abgetrennt, dass sie niemals ukrainisch sein können.

Im Verlauf des Krieges sahen wir im Donbass viele Unannehmlichkeiten und Abscheulichkeiten. Betraf dies jedoch Russland und die russische Welt? Keinesfalls. Russland bleibt unsere Mutter, unsere Schutzmacht und unsere Hoffnung. Und wir lieben es, denn es ist unsere Mutter.

Frage: Wann wird die Region des Donbass eine einzige politische Plattform haben? Hat sie sie vielleicht schon?

Pawel Gubarew: Sofern wir gerade über eine einzige politische Plattform für die Volksrepubliken Donezk und Lugansk sprechen, bin ich mir nicht sicher, dass dies konkret in der gegenwärtigen Situation möglich ist, wo in den Republiken zwei politische Kräfte registriert sind und nicht mal eine von ihnen in den Territorien der Republiken die Anerkennung hat.

Wenn wir derzeit über eine politische Plattform in jedem Land separat sprechen, dann sollten die Regierungschefs diese Plattform artikulieren. Und sie dann durchsetzen. Glücklicherweise haben sie dazu alle Möglichkeiten.

Frage: Warum vereinigten sich bisher die Republiken nicht in einer Front, auch wenn die Ideen verschieden sind oder die Interessen der Oligarchen nicht übereinstimmen?

Pawel Gubarew: Die Lugansker Eliten schauten stets neidisch auf Donezk. Ein aus dem Donbass gebürtiger Moskauer erzählte mir, dass als die Donezker in Moskau ihre Vereinigung gründeten, die Lugansker sofort ihre eigene Lugansker Gemeinschaft dort begründeten.

In den Jahren der unabhängigen Ukraine versuchten die Lugansker Eliten auch häufig, sich im Widerspruch zu den Donezkern abzugrenzen. Teile und herrsche – sagten die Vorfahren. Ich komme nicht von ungefähr zu dieser Antwort auf die Frage durch Nachdenken über die Eliten, denn wenn die Frage durch den Blick der breiten Volksmassen betrachten wird, dann gibt es hier keine Teilung und kann keine Teilung sein. Die breiten Volksmassen wünschen die Teilung der von der Ukraine unabhängigen Gebiete des Donbass in zwei Republiken nicht. Die breiten Volksmassen wünschen sich auch die Zollamten zwischen den Volksrepubliken Donezk und Lugansk nicht. Wie auch den übrigen „Charme“ der Teilung.

Frage: Erklären Sie, warum Sie das Kosakentum beseitigten, welches für all dies steht?

Pawel Gubarew: Niemand hat das Kosakentum beseitigt. Konkret wird die Zentralisierung der Streitkräfte fortgesetzt.

Dies trifft natürlich nicht auf jene Fälle zu, wo einige anstößige Kommandeure aus politischen oder anderen nichtmilitärischen Gründen abgelöst wurden. Aber momentan darüber zu reden, wäre nicht ganz zeitgemäß.

Frage: Gibt es im Donbass eine offizielle Opposition, die nicht in die Ukraine strebt und die Regierung derzeit zu beeinflussen versucht, damt sie mit dem Volk Schritt hält?

Pawel Gubarew: Ja, das gibt es.

Frage: Muss man eine gesellschaftliche Bewegung in der Art der Volksfront für die Kontrolle der Regierung schaffen, weil sonst das Gefühl aufkommt, dass die Regierung im Donbass die Interessen der Oligarchen und nicht die des Volkes repräsentiert?

Pawel Gubarew: Dies Alles wird dadurch erschwert, dass in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk ein homogener Verwaltungstyp gemäß Alexander Sinowjew errichtet wurde. Diese Verwaltung hat durch die Kontrolle der Verwaltungsprozesse und der Stellen deren Zahl auf ein Minimum zurückgeführt.

Das homogene Verwaltungssystem ist darauf ausgerichtet, maximal alle Aspekte des Lebens der Gesellschaft und der Bürger nach Kategorien zu kontrollieren. Möglichst nicht zuzulassen, dass etwas nicht kontrolliert werden kann. Möglichst die Zahl der Verwaltungsstellen zu begrenzen und die Zahl der „Punkte“ und der Verwaltungsprozesse auf ein Minimum zurückzuführen. Auch um Konflikte zwischen Teilen des Ganzen zu vermeiden. Für den Fall des Entstehens solcher Konflikte wird ein Umgang damit sogar zum Schaden des Gemeinwohls betrieben.

Deshalb gibt es in den Republiken zwei politische (öffentliche) Kräfte. Und das homogene Verwaltungssystem erfordert weiter nichts.

Den Funktionen der Kontrolle über die Regierung durch die Öffentlichkeit entspricht vor allem ein heterogenes Verwaltungssystem.

Das heterogene System ist durch maximale Nichteinmischung in den Verwaltungsbetrieb charakterisiert. In diesem System muss man nur solche „Punkte“ des Verwaltungsapparats kontrollieren, deren Kontrolle ermöglicht, den gesamten Apparat zu kontrollieren. Und die Zahl solcher Punkte wird auf ein Minimum reduziert. Wenn der Verwaltungsapparat seine Funktionen normal erfüllt, dann stört übermäßige Kontrolle und ist unnötig. Nicht der Verwaltung obliegende Erscheinungen sind zulässig, wenn sie der Verwaltung nicht schaden. In Konfliktsituationen wird die Präferenz den Verwaltungsinteressen und nicht der Kontrollierbarkeit gegeben.

Man kann feststellen, dass in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk das homogene Verwaltungssystem aufgebaut ist, welches folgende Merkmale hat:

Strikte Zentralisierung und Konzentration unbeschränkter Macht in den Händen jeweils eines Menschen (der Chefs der Republiken).

Die Beschränkungen für die Registrierung von politischen Kräften (gesellschaftlichen Organisationen).

Das Verbot der Durchführung von Kundgebungen und anderen Großveranstaltungen (außer den von der Regierung durchgeführten).

Kontrolle aller Massenmedien durch die Regierung.

Frage: Wird die Verstaatlichung von Unternehmen geplant oder bleibt alles wie bisher?

Pawel Gubarew: Mal sehen. Ich denke, dass die Vertreter der alten Elite-Clans von Ressourcen abgekoppelt werden, die zuvor in ihrem Besitz gewesen waren. Aber ob sie verstaatlicht werden oder alles auf einen Eigentümerwechsel reduziert wird, dies wird die Zeit und wird der politische Willen der Staatschefs der Volksrepubliken Donezk und Lugansk zeigen. Wir werden sehen, wie aufrichtig die Rhetorik von Sachartschenko und Plotnizky über die „Volksverbundenheit“ der Republiken ist.

Frage: Sagen Sie mir, ist es richtig, dass es Zoll zwischen den Republiken gibt?

Pawel Gubarew: Mir mißfällt die Teilung des Unteilbaren. Der Donbass sollte sozialökonomisch und politisch einheitlich sein. Trennung schadet zur Freude des Feindes!

Frage: Wie sehen Sie für sich selbst Ihre politische Zukunft? In konkret welcher Funktion sehen Sie sich in der Volksrepublik Donezk?

Pawel Gubarew: Konkret sage ich dazu nichts. Bisher habe ich einige Pläne für die politische Zukunft. Spezifisch ist noch nichts darüber zu sagen.

Frage: Was ist zu tun, um die Bewegung wiederzubeleben, die Sie eingeleitet hatten?

Pawel Gubarew: Die Bewegung, die ich einleitete, hört nie auf. Lesen Sie mein Buch „Fanal Neurussland“.

Frage: Gestehen Sie ehrlich ein, dass Sie vom Geschehen verletzt worden sind?

Pawel Gubarew: Es tut weh. Ich schreibe darüber in meinem Buch „Fanal Neurussland“.

Frage: Welche Einstellung haben Sie zur Vereinigung der Volksmilizangehörigen des Donbass unter der Leitung von A. J. Borodaj?

Pawel Gubarew: Eine gelassene Haltung. Solche Organisationen sind notwendig und wichtig. Nur eine langwierige Bemühung in der Tätigkeit kann die tatsächliche Fähigkeit einer jeden Organisation aufzeigen. Ich wünsche ihnen eine fruchtbringende Tätigkeit.

Frage: Wenn für den 4. November der geplante Russische Marsch in Donezk erfolgt, werden Sie daran teilnehmen?

Pawel Gubarew: Am 4. November befinde ich mich bei der Präsentation meines Buches „Fanal Neurussland“ in St. Petersburg.

Frage: Ist wahr, dass Sie früher (vor dem russischen Frühling) ein gegen Gage tätiger Schauspieler waren und mit der Politik nichts zu tun hatten?

Pawel Gubarew: Das stimmt nicht. Ich habe mich für Politik im Alter von 16 Jahren zu interessieren begonnen. 1999 hatte ich mein erstes Verhör beim SBU wegen Anbringen von pro-russischen Plakaten in Sewerodonezk. Das ist die Stadt, wo ich aufgewachsen bin. Dann gab es die Zusammenarbeit mit der Russischen Nationalen Einheit, wo ich Kurse der militärisch-patriotischen Erziehung besuchte. Sie wurden für uns junge Leute von den Veteranen des Tschetschenienkrieges durchgeführt.

Im Jahr 2000 schrieb ich mich in der Geschichtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Donezk ein. Dort gab es auch die Politikwissenschaften. Im Jahr 2006 wurde ich in den Stadtbezirksrat gewählt. Im Jahr 2008 trat ich von meinem Ratsmandat freiwillig zurück und ging ins Geschäft.

Geschäftlich war ich in der Werbung tätig. Das war ein mittelständisches Unternehmen mit einem monatlichen Umsatz von anfangs nur 1-2 Millionen Griwna (später ca. 100.000 bis 200.000 US-Dollar).

Was die Schauspielerei angeht, so hatten wir da eine Tradition mit Freunden. Am Weihnachtstag verwandelten wir uns in Weihnachtsmänner und gingen in die Häuser, um die Kinder mit den Geschenken zu erfreuen. Dies wurde dann eine Einnahmequelle.

Frage: Wie ging es Ihnen, als Sie aus der ersten Reihe der politischen Bühne vertrieben worden sind? Sind Sie von Moskau bedroht worden?

Pawel Gubarew: Ob ich abgesetzt wurde? Von was soll ich abgesetzt worden sein? Der Volksgouverneur des Donbass war die höchstbevollmächtigte Funktion vom 1. bis zum 6. März 2014. Am 7. Mai wurde ich abgelöst. Und als ich nach Donezk kam, „regierte“ dort Borodaj. Was ich in Anführungszeichen setze, weil faktisch die Bataillonskommandeure der Volksmiliz regierten. Ich fing an, die Mobilmachtungsabteilung zu organisieren, um der Volksmilizeinheit in Slawjansk zu helfen, denn dort waren alle meine Kampfgefährten. Die Mobilmachungsabteilung beendete ihre Tätigkeit, als Strelkow nicht mehr Kommandeur der Volksmiliz war. So dass mich niemand aus einer Funktion absetzte, im Großen gesehen. Und natürlich auch nicht bedrohte.

Frage: Scheint Ihnen nicht zuweilen, dass Ihr ganzer Aufstand absurd gewesen ist? Wenn der Donbass Teil der Ukraine wird, wozu gab es dann den Krieg?

Pawel Gubarew:  Absurd? Nichts ist absurd daran, die Ukraine zu zerschlagen. Wir verstehen immer noch nicht die Bedeutung und den Maßstab des Geschehens. Wir beendeten die ukrainischen Hoheit auf einem Teil ihres Territoriums (jetzt ihres ehemaligen Territoriums).

Und die Tatsache, dass dieser Prozess nicht weitergeht, ist nicht unserem Willen und unserer Entscheidung geschuldet. Der Donbass wird nie zur Ukraine übergehen. Auch wenn er formell zu ihr gehört.

Der Donbass ist jetzt das Piemont Neurusslands, dessen Aufgabe darin besteht, die Landesteile von Neurussland, der Ukraine, Galizien und der Karpatenukraine in die russisch-orthodoxe Zivilisation zurückzuführen. Ein ukrainischer Donbass wird niemals geschehen! Auf diese und andere Fragen finden sich ausführliche Antworten in meinem Buch „Fanal Neurussland“.

Frage: Und die letzte Frage,- lassen die Russen Sie nicht fallen?

Pawel Gubarew: Sie lassen uns nicht fallen. Und wir haben nicht aufgegeben. Den Frieden werden sie erreichen, und die militärischen Handlungen laufen im Nahen Osten.

Verwaltung von „DONEZKER REPUBLIK“, Redaktion der Nachrichtenagentur „Neurussland“

Quelle: http://www.novorosinform.org/articles/id/2247

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