Interview mit Igor Iwanowitsch Strelkow
von Andriucha Tscherwonjez
übersetzt von MATUTINSGROUP
Livejournal, 10. Oktober 2015 – 11:00 Uhr.- Die Krim ist keine einzelne homogene Einheit, sondern das ist Sewastopol sowie die übrige Halbinsel mit Simferopol als Hauptstadt. Und wenn in Sewastopol der „Russische Frühling“ von virtuell allen Einwohnern veranstaltet wurde, dann war dies im restlichen Land mit der bedingungslosen Unterstützung bei der Mehrheit der Bevölkerung der Fall, wobei die aktive Position von einer relativ kleinen Gruppe weniger Tausend Menschen gestellt wurde. Doch war dies auf jeden Fall ein einzelner Auslöser.
Trotz vieler der Krim ähnlichen Faktoren war das im Donbass immer noch etwas ganz anderes. Selbst das Volk ist völlig verschieden. Sewastopol ist die Stadt der russischen Seeleute und ihrer Familien. Die übrige Halbinsel ist zum grössten Teil das wartende Personal der Einrichtung, obwohl es da natürlich auch die Arbeiterklasse und die Bauern gibt. Aber das Dienstleistungswesen ist vorherrschend. Der Donbass ist zumeist Arbeiterklasse. Die meisten Donbass-Bewohner sind in der Schwerindustrie oder im Bergbau beschäftigt. Das sind alles ganz seriöse Menschen. Demzufolge entscheiden sie immer gerade selbst, was sie gegenüber Russland sein wollen (über irgendwelche „unabhängigen“ Republiken, bei denen dies dann nicht der Fall war), und sie begannen zu kämpfen.
Im Ergebnis begann in Donezk und Lugansk, was auch auf der Krim geschehen konnte. Allerdings nicht mit Unterstützung der „grünen Männchen“, deren Vorhandensein die Polizei und die Streitkräfte der Ukraine lahmgelegt hat. Aber im Donbass waren jene „freundlichen Menschen“ nicht. Die paar Freiwilligen zählten nicht. Aber dennoch erhob sich das Volk im Kampf um sein Land, für Russland. Die Aufständischen hatten keine andere Absicht, als wieder Russland zu werden. Und was sich dort jetzt abspielt, ist ein Schock. Nach eineinhalb Jahren, in denen ihnen nur über den Fernsehbildschirm erzählt worden ist, dass sie Teil der Ukraine wären, und wo sie kämpften, stellt sich heraus, dass dies nur für „Autonomie“ war.
Ich war auf der Krim, als dies alles begann. Die Regionen Donezk und Lugansk begannen sich für ihren Kampf zu erheben. Dort begann ein Volksaufstand. Dies aber auch in Odessa und in Charkow. Dort hatte das Volk ähnliche Stimmungen. Und ich bemerkte dies alles genau dort.
Unser Sonderbataillon Krim gliederte ca. 200 Mann aus und wurde ca. drei Wochen vor den Ereignissen im Donbass aufgelöst, nachdem es beinahe wegen Schaffung einer illegalen bewaffneten Formation angeklagt wurde. Wir hatten keine Zeit, eine für ein Handeln in den grossen Städten erforderliche Zahl von Leuten zu sammeln, weshalb wir uns eine Kleinstadt aussuchten.
Ganz zufällig fiel die Wahl auf Slawjansk, als zu jener Zeit die Befreiungsbewegung einen Höhepunkt erreichte. Die uns selbstgestellte Aufgabe lautete, die Stadt einzunehmen und als Widerstandszentrum zu organisieren. Wir mussten uns zerstreuen, ansonsten wären Donezk und Lugansk gefallen. Und dies taten wir. Unnötig ist zu erklären, dass so etwas ohne die volle Unterstützung der Zivilbevölkerung nicht möglich ist. Und als wir in Slawjansk waren, haben wir uns Loyalität und Unterstützung erworben. Darüber hinaus sah uns das Volk als die Vorhut der regulären Streitkräfte Russlands. Sie erwarteten, dass alles nach dem „Krim-Drehbuch“ ablaufen würde. Und niemand stellte sich vor, dass es ein dermaßen großflächiger und blutiger Krieg werden würde. Das Volk wartete auf die russischen Soldaten. Und wenn es uns sah, dann kam bei ihm Freude auf, dass seine Erwartungen wahr werden würden.
Es war weder unserer noch der Fehler des Volkes, dass alles schlecht lief. Das Drehbuch war geändert worden. Dafür sind jene in Haftung zu nehmen, die da sagten „russischer Frühling, russische Welt“, aber danach sagten „Ja, aber“ und eben dem „A“ kein „B“ folgen liessen. Dort gab es eine Tragödie. Das Volk war voller Mut und … das Thema wird geschlossen. Niemand wird berücksichtigt, es gibt keinen Weg zurück.
Als wir nach Slawjansk zogen, erbeuteten wir ein paar in den Polizeistationen gelagerte Kleinwaffen in einer Stückzahl von 150. In den schwersten ersten drei Wochen erhielten wir keinerlei Unterstützung. Die ukrainischen Behörden zogen alle Waffen aus den umliegenden Städten aus den Polizeistationen ab. Und als unsere Kämpfer in Kramatorsk ankamen, fanden sie zwei abgesägte Schäfte eines Gewehrs vor.
Wir waren objektiv nicht ausgerüstet, um zu jener Zeit eine militärische Einheit anzugreifen. Und ausserdem wäre dies vom politischen Aspekt her nicht korrekt gewesen, denn alle warteten auf die russischen Truppen. Nicht nur wir warteten ab. Auch die ukrainischen Truppen warteten ab. Daher saßen diese uns an Truppenstärke, Waffen und Ausrüstung überlegenen ukrainischen militärischen Einheiten in ihren Kasernen und zeigten sich nicht. Aber weil die Dinge nach einem anderen Drehbuch liefen und keine russischen Truppen erschienen, begannen wir die umfassende militärische Auseinandersetzung mit Einsatz aller Kräfte, was auch die Luftwaffe bedeutet.
Während der Evakuierung aus Slawjansk trotz voller Unterstützung der Bevölkerung waren wir von der Truppenstärke her unterlegen und sahen uns vor die Wahl gestellt, die seit drei Wochen sich abzeichnende Belagerung durchzustehen und damit einen Großteil an Truppenstärke zu verlieren und die materielle Zertrümmerung der Stadt möglich zu machen, oder uns still an die anderen Frontabschnitte vor allem in Donezk zurückzuziehen.
Hinzu kommt das Begreifen, dass im Fall der Nichtaufgabe von Slawjansk nicht nur wir dort vernichtet worden wären, sondern es mit den Kampf um die Unabhängigkeit des Donbass vorbei gewesen wäre. Donezk wäre gefallen binnen einer Woche. Möglicherweise früher. Das Weisse Haus hätte seine Vereinbarung mit Achmetow getroffen. Und alles wäre beendet worden.
Ich kam etwas vor den Hauptkonvois dort an. In der Stadt Donezk begrüsste mich ein völlig friedliches ziviles Leben mit vielen PKW’s, viel Volk auf den Strassen im Sonnenbad und bei Spaziergängen sowie herumrennenden Sportlern. Ich schaute sie mir an und dachte, dass in ihrem Geburtsland ein Krieg stattfindet, aber ihre Kultur darin besteht, ihre Muskeln zu entwickeln. Das war widerwärtig.
Für die politische Elite von Donezk war das seinerzeit der völlige Beginn.
Beispielsweise saß Borodaj in der Regionalverwaltung. Es gab die „Kammern“ mit Zarew, den ich übrigens nie zu sehen bekam. Auch war die Regierung gebildet worden. Und gleichzeitig saß bei den Stadtbeamten der Bürgermeister Lukjantschenko als Zögling Kiews. Und auf den Strassen war die Polizei, die formell dem ukrainischen Innenministerium unterstellt war, usw.
An der Zufahrtsstrasse in die Stadt standen ein paar mickrige Strassensperren, an denen natürlich niemand anhielt. Aber sie kontrollierten auch nie. Die Stadt war überhaupt nicht auf eine Verteidigung vorbereitet, weder militärisch noch moralisch. Alle saßen herum. Alle schauten herum. Und alle warteten ab, das etwas herbeikommen würde, helfen würde, kein Blutbad zulassen würde.
Ausserdem gab es in der Stadtverwaltung dann die Leute, die nicht „verbrannt“ waren, wenn man den zungengebändigten und zögerlichen „Volkstribun“ Purgin zählt, welcher das grösste Beispiel eines Revolutionärs in der neuen Führung war. Gubarew kehrte nach seiner Freilassung aus der ukrainischen Haft zurück. Aber da war es vorbei. Borodaj saß dort, der alle beschwichtigte und offenbar Grund dazu hatte. In den eineinhalb Monaten seiner Amtszeit war er zweimal in Moskau. Er war nie so wie ich im Donbass.
Für Puschilin gibt es keine Worte. Er war der Anführer der MMM in der Region Donezk. Und dies sagt alles.
Wir erwarteten kein Wunder von Russland. Alles, was wir brauchten, waren erstens ein Instrukteur, zweitens Kommunikationsverbindungen, drittens Zusagen über Munitionsnachschub. Den Instrukteur bekamen wir überhaupt nicht, sondern die Milizeinheiten. Die Kommunikation war generell auf dem Niveau des 1. Weltkriegs. In Slawjansk musste ich Melder auf Fahrrädern und Motorrädern rausschicken, weil es keine andere Kommunikationsmethode gab. Beim Aufbau der Einheiten lagen wir zurück. Bis wir eine Kompanie gebildet hatten, setzten die Ukrainer ein Bataillon gegen uns ein. Einzig die Kampfmoral war auf unserer Seite und nicht so wie bei den Einheiten der Streitkräfte der Ukraine.
In Donezk war meine Dienststellung die des Verteidigungsministers. Faktisch war ich Kommandeur der Volksmiliz. Nur einer Miliz. Und darin lagen die Schwierigkeiten. Im Bataillon „Wostok“ beispielsweise sagten sie, dass sie keine Miliz sind, sondern die Sicherheitskräfte darstellen.
Borodaj war dann der Premierminister, Sachartschenko der Innenminister und Chodakowski der Chef des Staatssicherheitsministeriums. Demzufolge unterstanden die Bataillone „Oplot“ und „Wostok“ anderen Ministerien. Und ich hatte nichts. Und niemand würde sich mit unterstellen.
Und als mit Sachartschenko bei „Oplot“ operative Disziplin einkehrte, seine Männer stets anwesend bei den Beratungen waren und ein Vertreter ernannt worden war, verweigerte das Weisse Haus die Gefolgschaft und fror alle Kontakte ein. Er war völlig abwesend. Niemand wusste, was er gerade machte. Ich hatte keine Information über seine Fähigkeiten. Ich kannte nicht mal ihre Standorte. Ich konnte keine Koordinierung zwischen ihren Einheiten und den Einheiten der Volksmiliz vornehmen.
Jetzt redet Sachartschenko davon, was für ein grossartiger Krieger er ist. Aber er sagt nicht, dass er das für einen Militärangehörigen grösste Verbrechen beging. Er weigerte sich, die Tätigkeit seiner Abteilung mit der generellen Verteidigungsstrategie der Republik Donezk abzustimmen. Was nur deshalb nicht in schlimme Folgen mündete, weil das ukrainische Kommando unfähig war.
Ich denke, dass der Grund dafür nicht so sehr in den Interpretationen lag. Sondern hier wirkte die Standardformel der Macht sehr zugunsten von Surkow: Teile und herrsche.
Noch im Mai erzählte mir Borodaj, dass Surkow den Donbass an Übersee zugewiesen hatte.
So weit ich mich erinnere, setzte ich mich da erst einmal hin, legte meinen Kopf auf seine verschränkten Arme und sagte etwas Unnatürliches. Denn ich war dort mit der Absicht, Vertrauen und Optimismus zu verstärken. Aber ich begriff, dass wir fallengelassen wurden.
Denn Surkow ist ein Geschäftemacher, ein Schlitzohr, ein Intrigant, ein Schaffer Potjemkinscher Dörfer, ein gerissener Spieler auf vielen Klaviaturen. Aber Surkow ist kein Patriot. Alles, was er betreibt, ist stets ein schmutziges Spiel, bei dem es immer nur eine Fassade gibt.
Ich bin eine Historiker und ein Freiwilliger. Ich wurde zu einer klaren Ideologie erzogen, bevor ich in den Dienst trat. Und in meinen 16 Dienstjahren habe ich diese Ideologie nicht verloren, auch wenn dies nicht ganz einfach gewesen ist. Ich verstand meinen Dienst als Dienst für das Volk, welches dasselbe dachte. Natürlich nicht die Monarchisten, sondern die Patrioten.
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre gab es im FSB entweder die völlig inkompetenten Mitarbeiter oder die Patrioten, die sich ihre eigene Person ausserhalb des Dienstes gar nicht vorstellen konnten. Ich war nie gegen ein Bewusstsein. Auch nicht im 2. Tschetschenienkrieg, der sich für mich auf den Zeitraum von 1999 bis 2005 erstreckte, und wo ich fast auf einem Vulkan kämpfte, sowie danach. Manchmal stimmten unsere Bestrebungen zufälligerweise mit den Staatsinteressen überein, aber im Grunde wurde „am Tisch gearbeitet“. Feinde betrachtet, nachgeschaut was sie gerade tun. Aber nichts zu tun, war unmöglich.
Dann wurde ich erstmals 2006 mit den Aktivitäten von Wladislaw Jurjewitsch konfrontiert. Und seitdem verlor ich all dies nie wieder aus den Augen bis zum Ende meiner Laufbahn.Ständig hatte ich mit seiner Figur zu tun, und zwar als Chef der „Lebensmittelversorgung“ der korrupten Offiziere und Diebe. Da war er immer irgendwo nahe oder an der Spitze.
R. S. Wie ist jetzt Ihrer Meinung nach die Lage im Donbass?
Ich bekomme Informationen über das, was sich derzeit im Donbass abspielt. Und ich denke, dass es schlecht ist. Es gibt dort beispielsweise auch Gutes. So hat sich die Lage in Lugansk verbessert. Donezk lag in etlichen Parametern immer vor Lugansk, darunter bei der Disziplin, denn es gab dort eine sehr starke Befehlsgewalt. Beispielsweise bildeten wir dort im Hinterland faktisch die einzige kampffähige Brigade. Sie nahm dann Marinowka, Stepanowka ein und kam an die Grenze. Aber jetzt ist Donezk fast völlig aufgelöst, auch wenn es dort einige kampffähige Einheiten gibt.
Aber in Lugansk herrscht Ordnung. Sie schafften es dort, die Volksmilizeinheiten zu halten. Nicht so in Donezk, welches sie alle los geworden ist. Man fand die Möglichkeit, die Volksmilizeinheiten aus den Territorialbataillonen zu nehmen. Sie unterstehen dem Oberkommando, werden zentral versorgt und sind gezielt auf die Verteidigung ihrer Gebiete vor Ort konzentriert.
R. S. Wie lautet Ihre Vorhersage konkret für den Fall, dass die ukrainischen Truppen in die Offensive übergehen?
Würde die ukrainische Armee jetzt vorstossen, könnte nach meiner Einschätzung in einer Woche das Ende da sein. Am ersten Tag würden tiefe Frontdurchbrüche gemacht werden. Und dann weiter, das ist der Trick. Zahlreiche Vorteile liegen ganz allein auf der Seite Kiews.
Die Kampfmoral ist bei den Streitkräften der Ukraine zu niedrig. Niemand dort will kämpfen. Aber bei der Volksmiliz ist die Kampfmoral nicht mehr dieselbe wie vor eineinhalb Jahren. In einigen Donbass-Einheiten unterscheidet sich das Niveau der Einheit von der derzeitigen Bevölkerung. Konkret bekommt man dort Geld für sog. „tote Seelen“. Wie das Stehlen in Tschetschenien, was ich selbst zu sehen bekam. Im Donbass stehlen sie weitaus mehr, weil die Kontrolle weitaus geringer ist.
R. C. Ist die Zukunft Neurusslands und des Donbass ein abgekartetes Spiel?
Die Zukunft des Donbass ist weder noch klar noch gewiss. Wir haben wohl einige Pläne mit Lösungen und dem Vermerk „topsecret“, die auf die Übergabe der Territorien gerichtet sind. Aber sie haben ein Problem, und zwar den völligen bis vollständigen Nichteinbezug des Vorgehens des Gegners.
Wenn ich mich selbst in die Position der Ukrainer und Angelsachsen hineinversetze, dann verstehe ich, dass sie nicht damit einverstanden sind zu tun, was Russland will. Nämlich den Donbass in die Ukraine aufzunehmen gegen gewisse Autonomierechte. Und die „russischen Partner“ und Unschuldige beobachten lassen sowie das Kapital seine Geschäfte machen lassen. Um daraus eine Art Bosnien-Herzegowina zu machen.
Dies wird nicht funktionieren. Weil die Bildung einer solchen Enklave der Selbstmord für Poroschenko und der Zusammenbruch für Kiew ist. Sie verstehen, dass die dem Donbass gewährte Autonomie der Beginn des Zerfalls der Ukraine ist, welche selbst nur durch die Bürde eines äusseren Feindes derzeit bindet. Ist der Feind erst einmal verloren, oder die Ukraine wird im Donbass niedergeschlagen, dann wird das Regime in Kiew fallen. Darum hält sich die Ukraine nicht an die formell für sie sehr günstigen Minsker Vereinbarungen.
Die Ukraine wird auf Zeit spielen in der Erwartung, dass Russland in einer Krise stecken wird, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Und es ist durchaus möglich, dass wir den einen Krieg derzeit nicht beenden und schon in einen weiteren verwickelt werden. Dies auch noch sehr weit entfernt, hinter drei Meeren. Man weiss nicht, wie lange dieser Krieg Blut vergiessen wird. Aber finanziell wird er wahnsinnig teuer.
Was derzeit in den Republiken Donezk und Lugansk abläuft, ermutigt weder die eigenen Bürger dort noch jene, die in Slawjansk, Kramatorsk und den anderen Städten verblieben sind. Faktisch sind das zwei Gangster-Republiken, deren Regimes eine Tyrannei errichteten. Nein, es gibt natürlich die Versuche, die Ordnung wiederherzustellen. Aber mit der Methode, dass der Bandit allein da steht. Sie haben die Psychologie von Lakaien. Sie sind nicht bereit, etwas zu opfern, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Sie kamen zur Macht. Aber ihre persönlichen Interessen wiegen für sie viel schwerer als der Dienst an der Gesellschaft.
Dennoch sind sie bereit, alle Weisungen von oben zu befolgen. Lawrow gab den Befehl, dass sie bereit stehen, gemäß den ukrainischen Gesetzen die Wahlen abzuhalten. Und sie lassen sofort verlautbaren: „Ja, wir stehen bereit.“ Bis zu diesem Zeitpunkt jedoch sagten sie noch drei Tage zuvor: „Die Wahlen gibt es nur nach unseren Gesetzen.“ Natürlich erwidert Poroschenko sofort: „Keine Verhandlungen, nur alle auf ein Mal.“
Und darüber hinaus ist er absolut folgerichtig. Er hatte keine andere Wahl, als erst den Donbass zu gewinnen und dann die Rückkehr auf die Krim. Ich denke, dass das Konzept der Rückkehr des Donbass in die Ukraine bereits beschlossen worden und in vollem Ablauf ist. Und bald sollten wir eine weitere Flüchtlingswelle von dort erwarten, wahrscheinlich zehntausende Angehörige der Volksmiliz mit ihren Angehörigen und Familien.
Wenn früher gehofft wurde, dass Strelkow kommt und in die Offensive gehen wird, verstehen das Volk jetzt, dass ich nicht zurückkehren werde, es keine Offensiven geben wird. Aber Neurussland als Idee, und dass Neurussland faktisch wie zuvor gesagt verbrannt worden ist, bedeutet nicht, dass wir uns von Neurussland abwenden sollten. Und es gibt Zukunftsperspektiven … aber werden sie eines Tages durchgesetzt werden?
Aber merkwürdigerweise lege ich die einzige Hoffnung auf die Freiheit des Donbass in die „Partnerschaft mit Petro“ und den Pindos. Entschuldigung für diesen Armee-Slang für USA. Sie nämlich werden diesen Prozess durchkreuzen, wenn sie es nicht schon versucht hatten.
R. S. Was waren die Krim-Ereignisse und was erwarteten Sie von ihnen?
Mit der Wiedervereinigung mit der Krim machte Russland den unumkehrbaren Schritt, den Rubicon zu überschreiten, wo es keinen Weg zurück mehr gibt, die Brücken abgebrannt sind. Jetzt versuchen gerade Politiker verschiedener Ebenen dem Westen zu beweisen, dass der Fluss der Rubicon wäre und sich zurückzuschlängeln versuchen würde, womit sie ihr Gesicht zu wahren versuchen. Aber alle verstehen bestens sowohl im Westen als auch in Russland, dass es da keinen Weg mehr zurück gibt.
Die von der Krim erzeugte Begeisterung läuft und wird aktiv von dieser 5. Kolonne benutzt. Im letzten Interview verglich ich die Situation in Russland mit einem Rennen durch den Sumpf. Rausgezogen springt man auf einen Huckel und dann einen weiteren. Die USA entzogen sich dem Sumpfgelände. Denn sie springen statt dessen auf den dritten Huckel. Wir stehen derweil auf dem zweiten. Und mit jeder Minute sinken wir in das Wasser. Zuvor schon war es nicht möglich zu rennen, denn der vorige Huckel war weggesunken. Es bleibt noch Zeit, auf den nächsten Huckel zu springen. Aber wir stehen weiter auf dem versinkenden Huckel.
Ich denke, dass es in ein paar Monaten und möglicherweise Wochen zu spät sein wird. Und die Geschehnisse in Syrien werden die Zeitspanne verkürzen.
Für mich hat es den Anschein, dass Putins Kreis eine westliche Verschwörung umfasst. Und die jüngsten Ereignisse sind nicht anderes als „Kerosin in den Brand“. Für eine Revolution von oben bleiben nur ein paar Wochen. Geschieht sie nicht, sind die Folgen für das Land schrecklich.
Als die Krim sich mit Russland wiedervereinte, schuf man nicht so eine Art Bananenrepublik wie Abchasien und Südossetien, sondern sie wurde eingegliedert. Ich war sicher, dass Putin seinen Rubicon begriff. Zuvor schien mir viele Jahre lang, dass wir im Sumpf versinken und dann völlig zusammenbrechen werden. Aber die Krim fasste ichi als eine Revolution von oben auf.
Der nächste Schritt wäre der Kaderaustausch wegen des Kriegs gegen den Westen, mit Leuten um ihn herum, die finanziell nicht vom Westen abhängig sind, was unmöglich ist. Aber dies geschah nicht.
R. S. Könnten aktive Handlungen Russlands in der Südostukraine zum Weltkrieg führen?
Hätte Russland seine Truppen eingesetzt, als der Donbass Teil Russlands wurde, würde es keinen 3. Weltkrieg gegeben haben. Nicht erst jetzt, sondern schon früher gab es Anzeichen für die Ausbildung der westlichen Truppen darauf. Staaten warnten vor dem Krieg in der Südostukraine, aber nicht auf ihre Kosten, sondern zu Lasten des ukrainischen und russischen Soldaten.
R. S. Welche Art Zukunft sehen Sie für sich selbst?
Es entspricht nicht der Tatsache, dass ich lebe, um eine gewisse Zukunft zu sehen. Zuviele wollen mir hier und dort an die Gurgel gehen. Aber natürlich liegt alles in Gottes Händen. Lebe ich, dann kann ich in verschiedenen Graden so viel kämpfen, wie möglich ist.
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